Tochter kommt nach Mord an Missbrauch-Mutter frei
Eine 32-Jährige, die ihre Mutter ermorden liess, ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Gypsy Rose Blanchard hatte sich im Jahr 2016 schuldig bekannt.

Das Wichtigste in Kürze
- Gypsy Rose Blanchard wurde jahrelang von ihrer Mutter misshandelt.
- Sie hat schliesslich gemeinsam mit ihrem Freund die Ermordung ihrer Mutter geplant.
- Nun konnte Blanchard eine Haftanstalt im US-Bundesstaat Missouri auf Bewährung verlassen.
Neuigkeiten in einem besonders bizarren und düsteren Kriminalfall in den USA: Eine 32-Jährige ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Sie wurde von ihrer Mutter misshandelt und schmiedete schliesslich einen Mordkomplott gegen diese. Gypsy Rose Blanchard habe am Donnerstag eine Haftanstalt im Bundesstaat Missouri auf Bewährung verlassen, berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend.
Blanchard hatte sich 2016 schuldig bekannt, gemeinsam mit ihrem damaligen Freund die Ermordung ihrer Mutter geplant zu haben. Der Freund, der die Mutter 2015 erstach, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Blanchard dagegen kam mit einer kurzen Haftstrafe davon, weil sie zuvor über viele Jahre von ihrer Mutter gequält worden war.
Misshandlung hinter verschlossenen Türen
Ein Leben voller düsterer Lügen: Die Frau hatte vorgetäuscht, dass ihre Tochter unter Leukämie, Muskeldystrophie und anderen schweren Krankheiten litt. Gypsy Rose Blanchard sass im Rollstuhl, wurde künstlich ernährt und musste verschiedene Eingriffe und Behandlungen über sich ergehen lassen. Dies stellte sich später alles als vollkommen unnötig heraus.
Gypsy Rose war unterernährt, lebte komplett isoliert und weitgehend ohne Schulbildung. Ihren Freund, den sie später zur Tötung der Mutter überredete, lernte sie als junge Frau im Internet kennen.
Einer der Anwälte Blanchards hatte das Aufwachsen der jungen Frau 2016 mit eindringlichen Worten beschrieben: «Gypsys Mutter hielt sie wie eine Gefangene», sagte er. «Gypsys Mutter missbrauchte sie körperlich und medizinisch. Sie gab ihr Medikamente, die sie nicht brauchte, liess sie Behandlungen durchlaufen, die sie nicht brauchte.»
Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom: Eine seltene Krankheit
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Mutter unter dem seltenen Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom litt. Sie baute systematisch ein Netz aus Lügen über den Zustand ihrer Tochter auf.
Betroffene des Syndroms fügen anderen – meistens Kindern – absichtlich gesundheitliche Schäden zu. Dies, um die Fürsorge von Ärzten und Zuwendung für sich selbst zu erschleichen und sich als aufopferungsvolle Pflegende zu inszenieren. Der ungewöhnliche Fall zog in den USA nationale Aufmerksamkeit auf sich und wurde zu mehreren TV-Formaten verarbeitet.