Trump stiftet Chaos: Regierungs-«Shutdown» droht

DPA
DPA

USA,

Kurz vor Weihnachten stürzt der designierte US-Präsident das Parlament in Turbulenzen. Es geht um einen Übergangshaushalt – und um eine Machtdemonstration.

Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, muss nun einen Ausweg finden.
Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, muss nun einen Ausweg finden. - J. Scott Applewhite/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Trump blockiert einen Übergangshaushalt - den USA droht ein Regierungs-»Shutdown».
  • Demokraten und Republikaner ringen um Lösung vor Weihnachten, um dies zu verhindern.
  • Doch Musk und Trump diktieren dem Parlament das Vorgehen - es wächst die Empörung.

In den USA rückt ein möglicher «Shutdown» näher, der die Regierungsgeschäfte teilweise lahmlegen würde. Im US-Repräsentantenhaus scheiterte ein neuer Gesetzentwurf für einen Übergangshaushalt. Ob sich Republikaner und Demokraten bis zum Ablauf der Frist in der Nacht zu Samstag (Ortszeit) noch auf eine Lösung einigen werden, ist offen.

Sie weisen sich gegenseitig die Schuld für die zugespitzte Lage zu. Auslöser der Turbulenzen ist ein Blockade-Manöver des designierten Präsidenten Donald Trump und des Tech-Milliardärs Elon Musk, der dem Republikaner kaum mehr von der Seite weicht.

Elon Musk hat grossen Einfluss auf Donald Trump - ist das gut?

Sollte es mangels Haushaltseinigung zu einem «Shutdown» der US-Regierung kommen, müssten staatliche Institutionen ab dem Wochenende teilweise ihre Arbeit einstellen und viele Staatsbedienstete würden vorerst nicht bezahlt – ausgerechnet rund um Weihnachten.

Nach Plan A scheitert auch Plan B

Demokraten und Republikaner hatten eigentlich schon einen umfangreichen Gesetzestext für einen Übergangshaushalt ausgehandelt. Doch Trump torpedierte dessen Verabschiedung am Mittwoch kurzerhand – gemeinsam mit seinem engen Vertrauten Musk, der Trump beim Kürzen von Regierungsausgaben helfen soll und den von Demokraten und Republikanern ausgehandelten Entwurf als «unverschämtes Ausgabengesetz» kritisierte. Trump rief schliesslich die Abgeordneten seiner Republikaner auf, dem Entwurf nicht zuzustimmen. Seitdem ist das Parlament in Aufruhr.

Auf Trumps Druck hin legten die Republikaner am Donnerstag einen neuen, deutlich abgespeckten Entwurf vor, den der künftige Präsident für «sehr gut» befand, die Demokraten aber scharf kritisierten. Der demokratische Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, nannte den neuen Vorschlag «lachhaft» und beklagte, extreme Kräfte in der Republikanischen Partei seien dabei, sehenden Auges einen «Shutdown» der Regierung herbeizuführen.

Bei einer kurzfristig anberaumten Abstimmung im Repräsentantenhaus fiel der neue Entwurf durch – wegen des fast geschlossenen Widerstandes der Demokraten, aber auch wegen Gegenwehr etlicher Republikaner, die manche von Trumps Last-Minute-Forderungen ebenfalls kritisch sehen. Die Führung der republikanischen Fraktion beschuldigte die Demokraten nach dem Votum, sie seien dafür verantwortlich, wenn es nun zu einem «Shutdown» komme.

«Präsident Musk»

Die von Trump und Musk initiierte Blockade-Aktion ist auch eine Demonstration der Machtverhältnisse in der Republikanischen Partei. Dass ein noch nicht vereidigter Präsident und ein Milliardär ohne politisches Mandat dem Parlament öffentlich das Vorgehen zu diktieren versuchen, löst vor allem unter Demokraten Empörung aus. Jeffries bezeichnete Trump und Musk als «Marionettenspieler».

musk trump
Elon Musk unterstütze Donald Trump im diesjährigen Wahlkampf. (Archivbild) - keystone

Einige Demokraten spotten bereits, Musk – der reichste Mann der Welt – sei derjenige, der eigentlich die Strippen ziehe. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren sagte dem Fernsehsender CNN, Musk habe allem Anschein nach das Sagen bei den Republikanern. Mehrere demokratische Abgeordnete sprachen schon süffisant von «Präsident Musk».

Ein abseitiges Thema

Bei dem Gezerre geht es auch um die Schuldenobergrenze, die mit den aktuellen Haushaltsverhandlungen eigentlich gar nichts zu tun hat. Trump machte sie aber zum Thema und liess in dem am Donnerstag vorgelegten Entwurf eine Aussetzung der Grenze bis 2027 festschreiben.

Die Obergrenze legt fest, wie hoch die staatlichen Schulden maximal steigen dürfen, um laufende Ausgaben wie Gehälter, Sozialleistungen, Verteidigungsausgaben und Zinsen auf bestehende Schulden zu finanzieren. Wird diese Obergrenze erreicht und nicht erhöht, darf die US-Regierung keine neuen Schulden aufnehmen. Die Diskussion über die Obergrenze führt regelmässig zu Konflikten zwischen Republikanern und Demokraten, da sie häufig als Druckinstrument für andere politische Ziele genutzt wird.

Folgen eines «Shutdowns»

Ein Übergangshaushalt müsste nicht nur vom Repräsentantenhaus, sondern auch vom Senat beschlossen und anschliessend vom noch amtierenden Präsidenten Joe Biden unterzeichnet werden. Gelingt das nicht bis Mitternacht (Ortszeit) in der Nacht zu Samstag, werden die Regierungsgeschäfte teilweise lahmgelegt, weil der Bund kein frisches Geld zur Verfügung hat.

Dauert solch ein «Shutdown»-Modus nur wenige Tage, halten sich die Auswirkungen sehr in Grenzen. Je länger die Dauer, umso spürbarer jedoch der Effekt – für Staatsbedienstete und Normalbürger, aber auch für die Wirtschaft. Den längsten «Shutdown» in der Geschichte der USA gab es über den Jahreswechsel 2018/2019 – während Trumps erster Amtszeit im Weissen Haus. Wegen des Streits über die von ihm geforderte Mauer an der Grenze zu Mexiko standen damals mehr als fünf Wochen lang Teile der Regierung still.

Mit der Verhinderung des «Shutdowns» ist nur eine Krise vorerst abgewendet. Das weitaus grössere Problem der Schuldenobergrenze bleibt vorerst bestehen. Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa
Mit der Verhinderung des «Shutdowns» ist nur eine Krise vorerst abgewendet. Das weitaus grössere Problem der Schuldenobergrenze bleibt vorerst bestehen. Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Generell ist sichergestellt, dass auch während eines «Shutdowns» wichtige Bereiche, die etwa für die Sicherheit oder die Grundversorgung im Land zuständig sind, aufrechterhalten werden – zum Beispiel bei der Polizei, beim Militär, der Sicherheit an Flughäfen, dem Grenzschutz und in Gefängnissen.

Kommentare

User #5953 (nicht angemeldet)

Nach dem chaos kommrt die perfekte ordnung, so die theorie..

User #5624 (nicht angemeldet)

Donald Trumps Unterstützung für die Anhebung der Schuldengrenze steht im klaren Widerspruch zu seinen bisherigen Aussagen über Regierungsausgaben. Trump hat sich wiederholt als Gegner eines „teuren Staates“ positioniert, etwa mit Aussagen wie: „The government spends too much money, and it’s all waste!“ (Rally, 2018). Auch betonte er, dass die Regierung „run more like a business“ werden müsse, um „inefficiencies and waste“ zu beseitigen. Doch in der Praxis war seine Fiskalpolitik das Gegenteil. Während seiner Präsidentschaft stiegen die Staatsausgaben erheblich. Die von ihm 2017 eingeführte Steuerreform fügte Billionen zum Defizit hinzu, ohne das versprochene Wachstum zu generieren. Seine Haltung zur Schuldengrenze war ebenfalls opportunistisch: 2019 setzte er sich für deren Anhebung ein, um eine Haushaltsblockade zu vermeiden – damals mit dem Argument, „no president wants a government shutdown on their watch“. Nun wiederholt sich dieses Muster. Die Unterstützung für eine erneute Schuldenanhebung zeigt, dass Trump nicht an Prinzipien, sondern an politischem Kalkül orientiert ist. Widersprüche wie „Government is too expensive“ einerseits und die steigenden Defizite unter seiner Führung andererseits entlarven seine Rhetorik. Das Fazit: Trumps fiskalische „Prinzipien“ dienen vor allem der Selbstinszenierung, nicht der Stabilität des Staates.

Weiterlesen

Donald Trump an einer Unterzeichnungszeremonie im Weissen Haus.
7 Interaktionen
Shutdown Trump Musk
33 Interaktionen
Das Kapitol in Washington, D.C.
2 Interaktionen

Mehr aus USA

Biden
2 Interaktionen
Ukraine Olaf Scholz
12 Interaktionen
Prinz Harry Meghan
45 Interaktionen