Trump will Mitte Juni offiziell Wahlkampf für 2020 starten
Dass US-Präsident Trump nichts so sehr anstrebt wie eine Wiederwahl im Jahr 2020, ist kein Geheimnis. Öffentlichkeitswirksam verkündet er nun den offiziellen Auftakt seines Wahlkampfes. Doch der hat längst begonnen.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Donald Trump will am 18.
Juni bei einem Auftritt mit Vizepräsident Mike Pence offiziell den Wahlkampf für seine Wiederwahl 2020 starten.
Trump teilte am Freitag (Ortszeit) auf Twitter mit, an der «historischen» Veranstaltung in Orlando im US-Bundesstaat Florida würden auch First Lady Melania Trump und Pences Ehefrau Karen teilnehmen. Trump will im Amway Center auftreten, das Platz für 20.000 Besucher bietet.
Dass der 72 Jahre alte Republikaner bei der Präsidentenwahl im November 2020 seine Wiederwahl anstrebt, ist seit langem bekannt. Trump tritt regelmässig vor Tausenden Anhängern bei Wahlkampfveranstaltungen auf, die unter dem Motto «Make America Great Again» stehen. Sie werden von seiner Wahlkampagne organisiert und sind keine Regierungsveranstaltungen des Weissen Hauses.
Bereits im Februar 2018 hatte Trump mit dem Digitalstrategen und früheren Mitarbeiter seiner Trump-Organisation, Brad Parscale, seinen Wahlkampfmanager für 2020 ernannt. Parscale war bereits 2016 verantwortlich für die digitale Strategie des Trump-Wahlkampfes und gilt als einer der Wegbereiter des Wahlsieges des damaligen Aussenseiters. Es wird darüber spekuliert ob wichtige Mitarbeiter, die Trump im Weissen Haus beschäftigt hatte, ins Wahlkampfteam wechseln könnten - darunter seine frühere Kommunikationschefin Hope Hicks.
Dass Trump den Wahlkampfauftakt in Florida bestreitet, ist kein Zufall. Der Sonnenstaat im Süden gilt als Schlüssel zum Wahlsieg. Mit 29 Wahlmännern ist Florida gemeinsam mit New York der drittgewichtigste Bundesstaat in US-Wahlsystem nach Texas und Kalifornien und mit Abstand der grösste «Swing State».
Darunter versteht man die Bundesstaaten, in denen der Wahlausgang ungewiss ist. In den meisten Bundesstaaten ist der Sieg einer der beiden grossen Parteien - also von Republikanern und Demokraten - vorprogrammiert, deshalb findet in diesen Staaten auch kein oder kaum Wahlkampf statt. Andere wichtige «Swing States» sind etwa Ohio, Pennsylvania und Michigan. Die «Swing States» sind entscheidend für den Wahlausgang.
Mehr als 20 Demokraten bewerben sich um die Kandidatur ihrer Partei, um Trump herauszufordern. Bei den Republikanern gibt es ausser Trump bislang nur einen weiteren Kandidaten, der für die Partei in die Wahl ziehen will. Dabei handelt es sich um den früheren Gouverneur des US-Bundesstaats Massachusetts, Bill Weld.
Weld werden derzeit keine realistischen Chancen eingeräumt, Trump die Kandidatur der Republikaner streitig zu machen. Unter Anhängern der Republikaner geniesst der umstrittene Präsident Zustimmungswerte von etwa 90 Prozent. In der Gesamtbevölkerung liegen Trumps Zustimmungswerte derzeit allerdings im Schnitt unter 45 Prozent. Damit liegt er klar unter seinen Amtsvorgängern zum vergleichbaren Zeitpunkt der ersten Amtszeit. Allerdings würde ein Gegenkandidat, der bis zum Vorwahlprozess im Februar durchhält, Trump in einen Vorwahlkampf zwingen - was Kraft und Ressourcen binden könnte.
Bei den Demokraten werden dem früheren US-Vizepräsidenten Joe Biden (76) in Umfragen die besten Chancen eingeräumt, als Kandidat der Partei gegen Trump anzutreten. Der Aussagewert solcher Befragungen deutlich vor dem Beginn der Vorwahlen Anfang Februar 2020 ist jedoch begrenzt. Biden hatte seine Kandidatur Ende April erklärt und dabei Trump scharf angegriffen. Die heutige Politik sei auf Spaltung ausgerichtet und Trump sei massgeblicher Treiber dabei, sagte er.
Trump verspottet Biden regelmässig als «Sleepy Joe Biden» («Schläfriger Joe Biden»). Trump hatte in der vergangenen Woche bei einem Staatsbesuch in Japan auf Twitter geschrieben, er habe gelächelt, als der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un Biden als einen Menschen mit niedrigem Intelligenzquotienten bezeichnet habe. Dass Trump sich bei einem Auslandsbesuch in einer innenpolitischen Angelegenheit zustimmend zur Aussage eines Diktators äusserte, sorgte bei Kritikern des US-Präsidenten für Empörung.