Einer neuen Studie zufolge kann die Verbreitung von Falschinformationen durch die Entfernung von «Super-Spreadern» aus den sozialen Medien verringert werden.
Fake News
Die Verbreitung von Falschinformation kann eingedämmt werden – vorausgesetzt, Social-Media-Plattformen haben den Willen dazu. - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Soziale Medien sind der perfekte Nährboden für Fake News.
  • Nach dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar sperrte Twitter daher 70'000 Konten.
  • Die Betreiber standen mit der radikalisierten Bewegung QAnon in Verbindung.
  • Während ihrer Abwesenheit ging die Verbreitung von Fehlinformationen stark zurück.
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70'000 Konten sperrt X, damals Twitter, nach dem Sturm aufs Kapitol vom 6. Januar 2021. Alle standen sie mit der radikalisierten Bewegung QAnon in Verbindung. Und verbreiteten im Vorfeld des Kapitol-Sturms in Washington D.C. Falschinformationen.

Nun zeigt eine Studie auf, dass diese Massnahme einen weitreichenden Einfluss auf die Verbreitung von Falschinformationen hatte. Viel grösser als das Ausblenden oder Löschen einzelner Beiträge, wie die «Washington Post» berichtet.

Ein unmittelbarer Effekt war, dass das Teilen von Links zu Websites mit geringer Glaubwürdigkeit, erheblich reduziert wurde. Vor allem unter Nutzern, die den gesperrten Konten folgten. Eine Reihe anderer Verbreiter von Fake News verliess die Plattform freiwillig.

Super-Spreader stellen grösstes Problem da

Sowohl gefälschte als auch echte Informationen gehen oft nicht «viral» im Sinne der Verbreitung durch lange Informationskaskaden. Die überwiegende Mehrheit der geteilten Inhalte verbreitet sich nicht unter den Durchschnittsmenschen. Es sind oft Nachrichten von Konten mit hohen Followerzahlen, die die Spannweite am meisten steigern.

Menschen, die die meisten Fehlinformationen verbreiten, sind sehr aktiv. Sie sind extrem, sie sind motiviert, sie sind «Super-Spreader».

Fake News
Fake News werden häufig über sogenannte «Super-Spreader» über soziale Medien verbreitet.
Donald Trump
Donald Trump – und seine Unterstützer – sind hierfür ein leuchtendes Beispiel.
Capitol gestürmt
So sperrte X, ehemals Twitter, nach dem 6. Januar 70'000 Konten, die mit der radikalisierten Bewegung QAnon in Verbindung standen und Falschinformation verbreiteten.
Elon Musk
Obwohl sich dies als äusserst wirksame Massnahme gegen Fake News erwiesen hat, ist Elon Musk – der neue Eigentümer von X – nicht bereit, sie fortzusetzen.
X
Zahlreiche Konten wurden seit seiner Übernahme wiederhergestellt, einschliesslich das von Donald Trump.

Eine Studie des Zentrums zur Bekämpfung digitalen Hasses (CCDH) aus dem Jahr 2021 zeigte beispielsweise: 65 Prozent der Anti-Impf-Desinformationen auf Twitter waren auf nur zwölf Personen zurückzuführen.

In einer internen Studie stellte Facebook ausserdem fest, dass 111 Konten die Hälfte aller Anti-Impf-Desinformationen auf dem sozialen Netzwerk verbreiteten.

Dasselbe galt für die Negativität rund um Meghan Markle. So waren nur 83 Accounts für rund 70 Prozent der Hass-Kommentare über sie auf X verantwortlich, wie «Bot Sentinel» herausfand. Die kostenlose Plattform, die KI zur Datenanalyse nutzt, untersuchte hierfür eine Stichprobe von 114'000 Tweets.

Beide Beispiele zeigen die unglaubliche Reichweite von Fake News, wenn Schwindler soziale Netzwerke nutzen.

Moderation sozialer Medieninhalte aus der Mode

Die neue Studie aus den USA zeigt, dass es möglich ist, die Verbreitung von Online-Lügen einzudämmen. Vorausgesetzt, die Plattformen haben den Willen dazu.

«Es gab einen Überschwapp-Effekt», sagte Kevin Esterling, Professor für Politikwissenschaft und Mitautor der Studie. «Es war nicht nur eine Reduzierung durch die ‹deplattformierten› Nutzer selbst, sondern es reduzierte den Umlauf auf der Plattform insgesamt.»

Allerdings sei die Moderation von medialen Inhalten ausser Mode gekommen, so die Autoren – insbesondere bei X. Seit seiner Übernahme hat Elon Musk zahlreiche Konten wiederhergestellt, einschliesslich das von Donald Trump.

Stattdessen hat der Milliardär die Faktencheck-Funktion («Community Notes») zur Durchsetzung von Online-Sprachregeln angepriesen. Er zieht es vor, den Einfluss problematischer Beiträge zu begrenzen, statt sie zu entfernen oder Konten ganz zu sperren.

Bist du schon mal auf Fake News hereingefallen?

Zwar bleibt unklar, ob Falschinformationen überhaupt einen grossen Einfluss auf politische Einstellungen oder Wahlergebnisse haben. Eine weitere kürzlich veröffentlichte Arbeit argumentiert beispielsweise, dass die meisten Nutzer sozialer Medien tatsächlich nicht viel Falschinformation sehen. Sie sei unter einer engen Randgruppe mit starkem Motiv zur Suche nach solchen Informationen konzentriert.

Aber: Wie der 6. Januar zeigt, versammeln sich diese Randgruppen manchmal – und stürmen das Capitol.

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