US-Anklage lässt Vorwürfe gegen aus Podcast «Serial» bekannten Adnan Syed fallen
Nach der Aufhebung des Mordurteils gegen den aus dem weltweit populären Podcast «Serial» bekannten Adnan Syed in den USA hat die Staatsanwaltschaft alle Vorwürfe gegen den Mann fallengelassen.

Das Wichtigste in Kürze
- Gericht hatte Mordurteil im September aufgehoben.
Damit wird keine neue Anklage gegen den 41-Jährigen erhoben, wie das Pflichtverteidiger-Büro der Stadt Baltimore an der US-Ostküste am Dienstag mitteilte.
Ein Gericht hatte im September in einer spektakulären Wende das Mordurteil gegen Syed aufgehoben, der wegen der Ermordung seiner Ex-Freundin mehr als 20 Jahre lang im Gefängnis gesessen hatte. Er kam in der Folge auf freien Fuss. Die Staatsanwaltschaft hatte aber 30 Tage Zeit, um neu begründete Anschuldigungen vorzubringen oder eine erneute Anklageerhebung zu verwerfen.
Syed war im Jahr 2000 wegen Mordes an seiner Ex-Freundin Hae Min Lee zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Er hat stets seine Unschuld beteuert, scheiterte aber mit einer Reihe von Revisionsanträgen. Syed, der pakistanische Wurzeln hat, bezeichnete sich als Opfer anti-muslimischer Vorurteile.
In dem Mordprozess hatte die Anklage Syed als «verschmähten Liebhaber» dargestellt, der seine Ex-Freundin getötet habe, nachdem sie mit ihm Schluss gemacht hatte. Lees Leiche war im Februar 1999 in einem Wald gefunden worden. Die 18-Jährige war erwürgt worden.
Die Journalistin Sarah Koenig arbeitete den Fall später zusammen mit Kollegen auf. Die Recherchen wurden in der ersten Staffel des Podcasts «Serial» von 2014 veröffentlicht. Die Mischung aus investigativem Journalismus und dramatischer Präsentation machte «Serial» weit über die USA hinaus ungemein populär.
Die «Serial»-Rechercheure fanden heraus, dass Syeds Anwalt wichtiges Material zur potenziellen Entlastung seines Mandaten ungenutzt gelassen hatte. Der Fall wurde auch in einer Doku des US-Bezahlsenders HBO von 2019 aufgearbeitet.
In einem überraschenden Schritt gab dann im September die oberste Staatsanwältin von Baltimore, Marilyn Mosby, bekannt, die Aufhebung des Urteils gegen Syed beantragt zu haben. Als Grund nannte sie «neue Informationen» zu zwei möglichen anderen Verdächtigen. Ausserdem gebe es Zweifel an der Exaktheit von Funkzellenabfragen, mit denen Syeds Aufenthaltsort am Tag des Mordes nachgewiesen werden sollte.
Der Staat habe «das Vertrauen in die Richtigkeit des Urteils verloren», sagte Staatsanwältin Becky Feldman bei einer Anhörung vor Gericht. Richterin Melissa Phinn urteilte schliesslich, eine Aufhebung des Urteils sei «im Interesse der Justiz und der Fairness». Nun legte die Staatsanwaltschaft den Fall ihrerseits zu den Akten.