Vize-Kandidat J.D. Vance hat seine Website gelöscht
Die Adresse der Website von J.D. Vance verweist nun auf Donald Trumps Website. Seine Haltung zu Abtreibungen und Techfirmen verschwindet so.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Website von Vizekandidat J.D. Vance ist verschwunden.
- Zuvor waren dort kritische Standpunkte zu Abtreibung und Techfirmen zu finden.
- Vance wurde wiederholt vorgeworfen, seine Meinung nach Gutdünken zu ändern.
James David Vance, genannt J.D., scheint der ideale Vizepräsidentschaftskandidat für Donald Trump zu sein. Jung, smart, mit Tellerwäscher-Karriere, aus dem Mittleren Westen – die perfekte Ergänzung zum New Yorker Immobilienmogul. Nur, wie immer, wenn jemand schnell die Karriereleiter emporsteigt, suchen die Medien nach Leichen im Keller.
Abtreibungsverbot: Forderung verschwindet
Diese meinte die Journalistin Jennifer Bendery von der HuffPost schnell gefunden zu haben. Schwer zu finden waren sie nicht: Auf J.D. Vances Website werden seine Haltungen zu diversen Themen aufgelistet. Beziehungsweise wurden aufgelistet. Denn einen Tag nachdem Bendery auf Vances Haltung zur Abtreibungsfrage hinwies, war die Website weg.
Wer jdvance.com im Browser eingibt, landet seither auf der Website von Donald Trump. Was ja durchaus Sinn macht, schliesslich kandidieren sie zusammen. Der geneigten Wählerschaft entgeht so aber einiges: «Abschaffung der Abtreibung» sei eins seiner Kernanliegen, stand da zu lesen.
Das macht sich im Wahlkampf nicht so gut. Zwar entspricht das ungefähr der Haltung der Republikaner. Nur haben die Delegierten eben gerade am Parteitag dieses Thema aus der Wahlplattform gestrichen.
Denn in der Bevölkerung – selbst bei der republikanischen Wählerschaft – gibt es dazu keine Mehrheit. Schon gar nicht die totale Abschaffung der Abtreibung, ohne Ausnahmen für Vergewaltigungsopfer, Inzest oder lebensbedrohliche Situationen für die Mutter.
J.D. Vance gilt als «Windfahne»
Nicht zum ersten Mal muss sich der Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance den Vorwurf gefallen lassen, seine Haltung opportunistisch zu wechseln. Selbst Donald Trump gegenüber war er früher äusserst kritisch: Dieser sei ein Idiot und «Amerikas Hitler», sagte er noch 2016.
Natürlich ist die Website von J.D. Vance im Internet-Archiv weiterhin zu finden. Die meisten Anliegen sind denn auch urrepublikanisch: die Krise an der Grenze zu Mexiko, «America First», KMU-Förderung, Waffengesetze. Nebst dem Totalverbot von Abtreibungen fällt aber noch ein weiteres heikles Thema ins Auge.
«Die Herrschaft der Big-Techunternehmen zerstören», heisst es da. Denn die Techfirmen würden eh nur private Informationen klauen und an die Chinesen verkaufen. Er habe schliesslich in der Technologiebranche gearbeitet und darin investiert, legt Vance offen. Die Techriesen müssten zerschlagen und ihr Einfluss verringert werden.
Auch hier drängt sich für Vance eine 180-Grad-Wende auf. Denn zu den neuen Geldgebern zählt Donald Trump neuerdings auch Elon Musk und die sogenannte «PayPal-Mafia». Also nebst Techunternehmer Musk auch Techinvestor Peter Thiel, der ironischerweise Vances Ex-Chef ist.
Auch mit an Bord sein sollen die Winklevoss-Zwillinge (Kryptoinvestoren) und David Sacks (Silicon-Valley-Milliardär). Ebenfalls zur PayPal-Mafia gehören die Gründer von YouTube, Yelp und LinkedIn. Haben sie nun doch nicht zu befürchten, dass ihre Unternehmen zerschlagen werden könnten?