In den USA kann sogar der Kandidat Präsident werden, der weniger Stimmen von Wählern bekommt. Das war zuletzt 2016 so.
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Hillary Clinton unterlag bei der Präsidentschaftswahl 2016 dem jetzigen Präsidenten Donald Trump. - Keystone

Insgesamt fünfmal ist das bisher passiert: In den USA kann auch der Kandidat Präsident werden, der insgesamt weniger Wählerstimmen auf sich vereint. Zuletzt war das 2016 der Fall: Obwohl die Demokratin Hillary Clinton über 2,5 Millionen mehr Wählerstimmen als ihr Konkurrent bekam, hiess der US-Präsident fortan Donald Trump. Wie kann das sein?

Wähler entscheiden nur indirekt, wer ins Weisse Haus kommt

Das liegt am Wahlsystem in den USA: Die Wähler können nicht direkt darüber abstimmen, wer der nächste Präsident wird. Das entscheidet die Wahlversammlung («Electoral College»). Die besteht aus insgesamt 538 Wahlleuten aus allen Bundesstaaten. Präsident wird, wer mindestens 270 Stimmen erhält.

In jedem Bundesstaat gibt es eine bestimmte Anzahl von Wahlleuten, die abhängig von der Einwohnerzahl ist. In Staaten mit vielen Menschen sind es mehr: etwa 54 Wahlleute in Kalifornien. Dort, wo nicht so viele Menschen wohnen, sind es weniger: 3 Wahlleute in North Dakota.

Der Gewinner bekommt alles, der Verlierer geht leer aus

Das US-Wahlsystem hält dabei eine weitere Besonderheit bereit: In den meisten Bundesstaaten bekommt der Präsidentschaftskandidat, der sich die Mehrheit beim Volk sichern kann, die Stimmen aller Wahlleute. Wählerstimmen für den unterlegenen Kandidaten verfallen also.

Dazu ein Szenario für die anstehende Wahl: Falls der Republikaner Trump in Florida mit nur 50,1 Prozent der Stimmen gewinnen sollte, bekäme er die Stimmen aller 30 Wahlleute des Bundesstaats. Die Gegenkandidatin Kamala Harris ginge in diesem Fall im «Sunshine State» komplett leer aus. Amerikaner sprechen daher vom Prinzip «winner takes all» (alles für den Gewinner).

Gründungsväter der US-Verfassung etablierten das System

Als 1787 die Verfassung der USA geschrieben wurde, trauten die Gründungsväter den Bürgern nicht zu, den Präsidenten selbst zu wählen. Wahlberechtigt war vorerst nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, nämlich protestantische weisse Männer mit Grundbesitz. Parteien und Vorwahlen gab es auch nicht. Als Ausweg wurde das «Electoral College» eingesetzt. Versuche, dieses System abzuschaffen und den Präsidenten direkt zu wählen, sind bisher gescheitert.

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