Wettlauf gegen die Zeit bei Suche nach Tauchboot am «Titanic»-Wrack
Das im Atlantik verschollene U-Boot mit fünf Insassen konnte noch immer nicht lokalisiert werden. Nun wird die Suche unter Wasser verstärkt.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag bracht der Kontakt zu dem Tauchboot im Atlantik ab.
- Das U-Boot hat ausreichend Sauerstoff für 96 Stunden.
- Bislang blieb die Suche erfolglos – sie wird unter Wasser nun verstärkt.
In der Nähe des berühmten «Titanic»-Wracks suchen Rettungskräfte in einem Wettlauf gegen die Zeit nach einem Tauchboot mit fünf Insassen. An Bord ist unter anderem der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet, der als einer der bekanntesten Experten für das Wrack gilt und daher den Spitznamen «Mr Titanic» trägt. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Die Identität des Fünften wurde zunächst nicht bestätigt.
Man verstärke die Suche unter Wasser, sagte John Mauger von der US-Küstenwache dem US-Sender CNN. Zunächst habe man sich auf die Wasseroberfläche konzentriert, indem man mit Flugzeugen einem bestimmten Muster folgend ein grosses Gebiet abgeflogen sei. Flugzeuge der US-Nationalgarde und aus Kanada hätten die US-Küstenwache dabei unterstützt. Am Dienstag suche man verstärkt unter Wasser, in der Hoffnung, das Tauchboot lokalisieren zu können.
Experten zeigen sich pessimistisch
Das Gefährt wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst – etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Begleitboot «Polar Prince» ab. Nach Angaben des Anbieters Oceangate Expeditions hat die knapp sieben Meter kleine «Titan» ausreichend Sauerstoff für 96 Stunden. Doch Experten zeigten sich mit Blick auf die Chance, das Gefährt rechtzeitig zu finden, pessimistisch.
Eine Rettung kann erst angegangen werden, wenn das Boot lokalisiert ist. Das in zwei Hälften zerbrochene Wrack der «Titanic» liegt in rund 3800 Metern Tiefe. An der Stelle etwa 684 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland sind die Bedingungen äusserst schwierig. Es herrscht pechschwarze Dunkelheit, und der Wasserdruck ist gross.
Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise – die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250'000 US-Dollar (229 000 Euro). Der Tauchgang selbst dauert eigentlich nur wenige Stunden. Das Unternehmen bewirbt die Fahrten mit dem Kohlefaser-Tauchboot laut BBC als Chance, «aus dem Alltag herauszutreten und etwas wirklich Aussergewöhnliches zu entdecken». An Bord sind auch immer wieder Experten und Forscher.
«Kein Backup, keine Rettungskapsel»
Der Reporter David Pogue vom US-Sender CBS, der die Fahrt im vergangenen Jahr mitgemacht hatte, sagte der BBC, das Gefährt habe auf ihn einen improvisierten Eindruck gemacht. «Man steuert dieses U-Boot mit einem Xbox-Gamecontroller», sagte Pogue. Ein Teil des Ballasts bestehe aus Baurohren. Falls das Boot eingeklemmt werde oder Leck schlage, «gibt es kein Backup, keine Rettungskapsel», sagte er. Der ehemalige U-Boot-Offizier Frank Owen sagte der BBC, die grösste Herausforderung für die Eingeschlossenen sei es, ruhig zu bleiben und nicht zu viel Sauerstoff zu verbrauchen.
Mit Experte Nargeolet, einem ehemaligen Marinetaucher, und Abenteurer Harding sind mindestens zwei erfahrenen Insassen an Bord. Der Brite, der in wenigen Tagen 59 Jahre alt wird, hält mehrere Guinness-Weltrekorde, darunter den längsten Tauchgang im Marianengraben, dem tiefsten Ort der Erde, im März 2021. Im Juni 2022 flog er ins All. Hardings Unternehmen Action Aviation teilte mit, die Familie sei dankbar für viele unterstützende Nachrichten. Man sei sehr stolz auf Harding, der unter anderem für die Wiederansiedlung von Geparden aus Namibia in Indien verantwortlich gewesen sei.
Schwierige Bedingungen im Tauchboot
In dem Tauchboot herrschen nach Angaben eines Experten äusserst schwierige Bedingungen. «Es wird heiss sein, es wird beengt sein», sagte der Ozeanologe Simon Boxall von der Universität Southampton der BBC. «Es gibt keine Rettungskapsel.» In dieser Tiefe herrsche ein enormer Druck, ein Ausstieg sei unmöglich. «Also sind sie völlig darauf angewiesen, dass das Tauchboot gefunden wird.» Boxall betonte: «Es ist eine enorme Herausforderung, die wir noch nie zuvor bewältigen mussten.» Die Zeit für eine Rettung sei sehr knapp.
Der Meeresforscher David Mearns sagte der BBC, mittlerweile sei ein kommerzielles Rohrverlegungsschiff in der Gegend angekommen. Das Schiff sei sehr leistungsfähig und es bestehe die Hoffnung, dass es die Fähigkeit habe, die nötige Tiefe zu erreichen, um nach dem Tauchboot zu suchen.