Air-Berlin-Uniformen wärmen jetzt Frauen in Lesbos
Dank einer regelverstossenden Spende von Schweizer Airline-Mitarbeitenden tragen jetzt hunderte Flüchtlinge auf Lesbos Air-Berlin-Uniformen. Die gegroundete Fluggesellschaft wollte die Uniformen vernichten.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Mitarbeiter von Air Berlin spenden ihre Uniformen an Flüchtlinge in Griechenland.
- Die gegroundete Air Berlin hat eigentlich die Vernichtung der Uniformen in Auftrag gegeben.
- Eine Hilfsorganisation transportierte die 150 Uniformen in 60 Kartonkisten nach Lesbos.
Mitarbeitende der gegroundeten Air-Berlin-Tochter Belair
wurden beauftragt, ihre Uniformen zu vernichten – hunderte von einwandfreien
Kleidungsstücken sollten im Müll landen. Nicht mit uns, dachten sich die Mitarbeiter
der Schweizer Tochterfirma und spendeten die Uniformen an die
Flüchtlingsorganisation «Save Assist Outreach» (SAO Association), eine Organisation, die Frauen auf der Flucht hilft.
Mitte November übergaben die Flugbegleiter rund 150 komplette Uniformen in 60
Kartonschachteln der Organisation. «Wir fanden es sinnlos, einwandfreie
Kleidungsstücke zu vernichten und haben uns darum über diese Anweisung hinweggesetzt»,
sagt ein ehemaliger Mitarbeiter der Airline zu Nau. Wegen dem «Chaos» rund
um das Air-Berlin-Grounding habe man sich nicht vor Konsequenzen gefürchtet und
«das einzig Richtige getan».
Kalte Tage in Moria
In diesen Tagen verteilen die Mitarbeiterinnen von SAO warme Softshelljacken und Wollpullover. Im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos ist der Winter eingebrochen. Beim Verteilen werde das Air Berlin-Logo mit einem Stoffstück übernäht.
«So können die Frauen ihre Jacken auch besser auseinanderhalten», sagt Raquel Herzog, Gründerin von SAO. Im Lager sollen gemäss SAO um die 6000 Menschen leben – gemacht wäre es für gerade mal etwa 2000 Flüchtlinge. Viele verbringen den Winter in Sommerzelten, Toiletten und Duschen sind übervoll und in schlechtem Zustand.
«Die meisten geflüchteten Frauen realisieren nicht, dass die Kleider von einer ehemaligen Fluggesellschaft sind», sagt die Flüchtlingshelferin. «Sie sind einfach froh, dass sie etwas Warmes zum Anziehen haben.»
Die Frauen kommen mit Gummibooten in Lesbos an, nass bis auf die Haut. «Diese Kleiderspende war für uns extrem wichtig.» Jetzt könne man die Frauen für den Winter ausrüsten. Die Männeruniformen hat das die Organisation an ein befreundetes Hilfsprojekt in Athen weitergeschenkt.
Airline kommentiert Aktion nicht
Air Berlin reagierte nicht auf entsprechende Anfragen von Nau zur Spendeaktion. Kürzlich wurde bekannt, dass die Air-Berlin-Tochter Belair auch die Dezember-Löhne vorerst nicht bezahlen kann. Unschöne Weihnachten für die Angestellten, dank deren Spendenaktion gibt es wenigstens wärmere Tage für Flüchtlinge auf Lesbos.