Huawei als Chefsache: Altmaier will Gründer treffen

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China,

Eine ungewöhnliche Begegnung: Der Bundeswirtschaftsminister trifft den Gründer von Chinas Telekom-Riesen Huawei, den US-Präsident Trump als Bedrohung für die Welt ansieht. Ren Zhengfei setzt auf Europa.

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Kontroverse um Chinas Telekomriesen Huawei will Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dem Gründer Ren Zhengfei persönlich die Sicherheitsanforderungen beim Ausbau des deutschen Mobilfunknetzes darlegen.
Miao Wei (l), Chinas Minister für Industrie und Informationstechnologie in China, empfängt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Foto: Andreas Landwehr
Miao Wei (l), Chinas Minister für Industrie und Informationstechnologie in China, empfängt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Foto: Andreas Landwehr - dpa-infocom GmbH

Am Ende seines dreitägigen Besuches in China kommt Altmaier am Freitag in Shanghai zu einem Gespräch mit dem Huawei-Chef zusammen. Das geplante Treffen wurde erst kurzfristig durch einen «Handelsblatt»-Bericht bekannt.

Es sollte wohl nicht an die grosse Glocke gehängt werden - dennoch beschrieb Altmaier das Treffen als eine Selbstverständlichkeit. Der Deutschen Presse-Agentur sagte der Minister, es sei ganz normal, einem Unternehmen, das in so grossem Masse in Deutschland tätig sei, die Möglichkeit zu geben, seine Sicht der Dinge dem zuständigen Minister vorzutragen.

Der Gesprächstermin sei auf Wunsch von Huawei zustande gekommen. Altmaier hat sich vorher eng mit den Partnern in Frankreich und Spanien, mit der EU-Kommission sowie innerhalb der Bundesregierung und auch mit den USA abgestimmt.

Der führende Netzwerkausrüster hofft darauf, beim Ausbau des neuen Mobilfunknetzes nach dem superschnellen 5G-Standard in Deutschland und anderen Ländern zum Zuge zu kommen. Die USA haben aber massive Sicherheitsbedenken gegen Technik des Konzerns, der im Handelskrieg zwischen den USA und China unversehens zwischen die Fronten geraten ist. Aus Angst vor Spionage warnen die USA Deutschland und andere Partner davor, Telekomausrüstung von Huawei einzusetzen. Beweise für die Vorwürfe wurden aber nicht vorgelegt.

In dieser verzwickten Lage gehört es aus Altmaiers Sicht zu seinen Aufgaben, sich selbst ein Bild zu machen. Er will in dem Gespräch mit dem Huawei-Gründer deutlich machen, dass die Sicherheit der Telekommunikation in Deutschland, der Schutz der Daten der Bürger und die Einhaltung deutscher Gesetze ganz entscheidende Parameter sind. Umgekehrt will er zuhören, was Ren zu sagen hat. Eine grosse Chance, die Huawei nutzen will: «Wir versuchen, auf alle zuzugehen und einen Dialog zu führen», sagte eine Quelle der dpa.

Der Huawei-Gründer setzt voll auf die Europäer. «Trotz des starken Drucks vertrauen sie uns noch», sagte Ren Zhengfei in einem Interview mit dem US-Sender CNBC. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich Europa nicht aus Sicherheitserwägungen von Huawei abwenden werde. «Nein, nein. Ich denke nicht. Europa heisst uns noch willkommen.»

US-Präsident Donald Trump hatte die Kontroverse im Mai noch verschärft, indem er Huawei sogar auf eine schwarze Liste von Unternehmen setzte, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Danach haben viele internationale Unternehmen ihre Kooperation mit Huawei, der auch der zweitgrösste Smartphone-Hersteller der Welt ist, vorerst unterbrechen oder auf den Prüfstand stellen müssen.

Wie sich Deutschland beim Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards verhält, dürfte auch Einfluss auf andere Länder haben. Es geht Altmaier bei dem Gespräch mit dem Huawei-Gründer um die Vermittlung von Fakten und den Austausch von Argumenten. Es soll der Entscheidungsfindung in Deutschland helfen, die nach seinem Willen nicht politisch erfolgen soll, sondern auf der Grundlage klarer Sicherheitskriterien durch die Zertifizierung von Hard- und Software.

Kein Unternehmen soll diskriminiert werden. Doch müssten alle «höchsten Sicherheitsanforderungen entsprechen». Das will Deutschland gesetzlich festlegen, prüfen und zertifizieren. So zeigte sich Altmaier in Peking zuversichtlich, dass «Lösungen im beiderseitigen Interesse» gefunden werden.

Vor der Weiterreise nach Shanghai traf Altmaier in Peking noch den Chefunterhändler in den festgefahrenen Handelsgesprächen zwischen den USA und China, Vizepremier Liu He. Nächste Woche werden sich Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Rande des Gipfels der grossen Wirtschaftsnationen (G20) im japanischen Osaka treffen. Von dem Treffen wird abhängen, ob der Konflikt weiter eskaliert oder die Gespräche fortgesetzt werden. Es wird erwartet, dass Huawei dabei auch eine Rolle spielen wird.

Die beiden grössten Volkswirtschaften sind seit einem Jahr in einen erbitterten Handelskonflikt verstrickt. Die US-Regierung beklagt das hohe Handelsdefizit mit China, mangelnden Marktzugang und Diebstahl geistigen Eigentums. So haben die USA die Hälfte aller Importe aus China mit Sonderzöllen belegt, während Peking mit Gegenzöllen reagiert hat. Trump droht jetzt damit, die Strafmassnahmen auf alle China-Einfuhren im Wert von mehr als 500 Milliarden US-Dollar auszuweiten.

Die US-Sanktionen haben Huawei in die schwerste Krise seiner Geschichte gestürzt. Der Konzern richtet sich auf einen starken Geschäftsrückgang ein. Der Umsatz dürfte dadurch in den kommenden zwei Jahren jeweils um 30 Milliarden Dollar unter den Vorhersagen liegen. Allein das internationale Smartphone-Geschäft werde in diesem Jahr um 40 Prozent schrumpfen. Im vergangenen Jahr hatte Huawei umgerechnet gut 100 Milliarden Dollar Umsatz gemacht.

In dem CNBC Interview zeigte sich Ren aber optimistisch, den Umsatzrückgang zu verkraften. «Die 30 Milliarden US-Dollar sind eine sehr kleine Sache», sagte er. «Wir können das aushalten, da wir keine Aktiengesellschaft sind.» So stellt sich Huawei als privates Unternehmen dar, dessen Anteile den Mitarbeitern gehören.

Da die Vorwürfe der USA bislang nicht konkret belegt wurden, sehen viele Experten die Sanktionen im Kontext des Handelskonflikts und eines Rennens um die Technologieführerschaft in der Welt. Mit den Sanktionen können US-Chiphersteller, die wichtige Zulieferer sind, kaum noch Geschäfte mit Huawei machen. Auch wird dem Smartphone-Hersteller der Zugang zum Google-System Android erschwert.

Der Konzern entwickelt deswegen unter Hochdruck ein eigenes Betriebssystem. Bis Mitte August werden nach einer Ausnahmegenehmigung bereits verkaufte Android-Smartphones noch mit allen Updates versorgt. Der Internet-Konzern setzt sich laut einem Medienbericht für eine Verlängerung ein.

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