Armenien gibt über 120 Orte in Karabach an Aserbaidschan ab
Im Konflikt mit Aserbaidschan um die Südkaukasusregion Berg-Karabach gibt Armenien die Kontrolle über mehr als 120 Ortschaften ab.

Das Wichtigste in Kürze
- Armenien übergibt Aserbaidschan die Kontrolle von insgesamt 121 Ortschaften.
- Die Übergabe basiert auf einem Abkommen über das Ende der Kämpfe in Berg-Karabach.
- Aserbaidschan muss faire Bedingungen für alle Bevölkerungsgruppen der Region schaffen.
Im Konflikt mit Aserbaidschan um die Südkaukasusregion Berg-Karabach gibt Armenien die Kontrolle über diverse Ortschaften ab. Die armenische Regierung veröffentlichte am Montag eine Liste mit insgesamt 121 Städten und Dörfern, die in aserbaidschanischen Besitz übergehen. Teils hatte Armenien die Kontrolle über die Orte zuletzt bei Kämpfen verloren, teils kommt es zu einer kampflosen Übergabe.
Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan hatte in der Nacht zum 10. November mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev ein Abkommen über das Ende der Kämpfe unterzeichnet. Der russische Präsident Wladimir Putin übernahm damals die Vermittlung.
Paschinjan von Volk beschuldigt
Aliyev feierte das als «grossen Sieg». Paschinjan hingegen sieht sich bei Protesten in Armenien mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Er habe die «Niederlage» und den Verlust der Gebiete zu verantworten.

Berg-Karabach ist seit Jahrzehnten zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan umkämpft. In dem neuen Krieg, der am 27. September begonnen hatte, holte sich Aserbaidschan weite Teile des Anfangs der 1990er verlorenen Gebiets zurück.
Aserbaidschan sah sich dabei von seinem «Bruderstaat» Türkei unterstützt. Armenien sieht Russland als seine Schutzmacht.
2000 Friedenssoldaten in Karabach
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow mahnte bei einem Treffen am Samstag mit Aliyev in Baku. In Karabach müssten die Bedingungen geschaffen werden, damit Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Ethnien friedlich zusammenleben könnten.

In der Vergangenheit war es zu Konflikten zwischen christlichen Karabach-Armeniern und muslimischen Aserbaidschanern gekommen. Rund 2000 russische Friedenssoldaten sind in Karabach zur Kontrolle der Waffenruhe stationiert.