Coronavirus: Immunologe findet Quarantäne «durchaus angebracht»

Chiara Schlenz
Chiara Schlenz

Japan,

Wegen des neuartigen Coronavirus steht ein Kreuzfahrtschiff im Hafen von Yokohama unter Quarantäne. Richtig so, findet ein Immunologe.

Coronavirus Diamond Princess
Seit Beginn letzter Woche befindet sich die «Diamond Princess» unter Verschluss. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» befindet sich seit letzter Woche unter Quarantäne.
  • Auch ein Schweizer Ehepaar ist an Bord des Coronavirus-Schiffes.
  • Ein Immunologe findet die Isolierung eine gute Lösung.

Seit Anfang vergangener Woche steht das Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» wegen des Coronavirus unter Quarantäne. Trotz Isolierung stieg die Zahl der angesteckten Passagiere stark. Die erkrankten Personen wurden gemäss dem japanischen Gesundheitsministerium von Bord geholt.

Die Massnahmen sollten sich zuerst auf 14 Tage beschränken. Michael Ryan, Direktor des Notfallprogramms der Weltgesundheitsorganisation (WHO), malt unterdessen jedoch ein ganz anderes Bild der Situation. An einer Pressekonferenz teilte er mit, man müsse die zweiwöchige Isolationsfrist mit jeder neuen Erkrankung jeweils wieder von vorne beginnen.

Rund 136 Personen haben sich an Bord des Kreuzfahrtschiffes schon angesteckt, trotz Quarantäne. Die «Diamond Princess» ist derzeit somit das grösste Coronavirus-Krisengebiet neben China.

Angst auf der «Diamond Princess» steigt

Passagiere des Kreuzfahrtschiffes äussern sich auf sozialen Medien frustiert über die Situation. David Abel, ein britischer Passagier auf dem Schiff, sagt in einem Facebook-Video: «Viele Passagiere leiden unter Platzangst, manche klagen auch schon über Depressionen.» Denn den Passagieren wird pro Tag nur 90 Minuten frische Luft an Deck gewährt.

Das BAG empfiehlt den Passagieren zwar, immer wieder zu lüften. Doch Gäste, welche in eine Kabine im Innenraum des Schiffes gebucht haben, erhalten lediglich durch die Klimaanlage Luftzufuhr. «Wir atmen wiederaufbereitete Luft. Das ist doch keine gesunde Umgebung, in der wir bleiben sollten», schrieb etwa die Amerikanerin Vana Mendizabal.

Coronavirus darf sich nicht weiter verbreiten

Martin Bachmann, Immunologe am Inselspital Bern, empfindet die Quarantäne als die beste Lösung für die Situation. «Eine Quarantäne ist grundsätzlich eine gute Idee und in diesem Falle auch angebracht», so der Immunologe. Nur so könne man effektiv vermeiden, dass sich das Coronavirus auf das Festland ausweitet. «Es ist zwar nicht die beste Lösung für die Patienten, aber die beste Lösung für die Welt.»

Coronavirus - Yokohama, Japan
Mitglieder der japanischen Selbstverteidigungskräfte bereiten einen Lastwagen vor, der eine Verbindung zu dem wegen Coronavirus unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiff Diamond Princess herstellen soll - dpa-Bildfunk

Auch der Fakt, dass die Passagiere auf einem Kreuzfahrtschiff feststecken, sieht Bachmann positiv. «Kreuzfahrtschiffe haben im Normalfall ein gutes Protokoll im Umgang mit Viren, insbesondere dem Norovirus». Dieses Protokoll könne zumindest im Aspekt der Isolierung auf das Coronavirus angewendet werden.

Isolation auf Insel sei eine gute Lösung

Einen möglichen Lösungsansatz sieht der Immunologe bei Australiens Handhabung der Lage. Die australische Regierung schickt demnach alle Infizierten auf die entlegenen Weihnachtsinseln, wo sie in einem ehemaligen Flüchtlingslager behandelt werden. Dies würde wenigstens das Problem der unmittelbaren Ansteckung teilweise lösen, meint Bachmann.

Auf dem Kreuzfahrtschiff selbst seien Lösungen eher schwierig zu finden. Die angesteckten Passagiere sollten, wenn möglich, in Einzelzimmern isoliert und Filter an die Klimaanlagen angebracht werden.

Diamond Princess
Ein Passagier der Diamond Princess informiert via Banner über die Knappheit von Medizin auf dem Schiff. - EPA

Ein Schweizer Ehepaar befindet sich gemäss Berichten an Bord des betroffenen Schiffes. Aus der misslichen Lage befreit werden sollten sie jedoch nicht. Denn: «Auch wenn man die Schweizer von dem Schiff holen könnte, würden sie einfach in der Schweiz isoliert werden.»

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