Ausgangssperre in Chiles Hauptstadt Santiago nach Unruhen verlängert
Angesichts der anhaltenden Unruhen in Chile haben die Behörden am Sonntag erneut eine Ausgangssperre für die Hauptstadt Santiago de Chile verhängt.
Das Wichtigste in Kürze
- Auswärtiges Amt in Berlin ruft Reisende zu besonderer Vorsicht auf.
Die Massnahme trete um 19.00 Uhr (Ortszeit, Mitternacht MESZ) in Kraft, wie der General Javier Iturriaga mitteilte. Er rief die Einwohner auf, «sich ruhig zu verhalten und zu Hause zu bleiben».
Das Auswärtige Amt in Berlin rief Chile-Reisende zu besonderer Vorsicht auf. Weitere Ausschreitungen in grösseren Städten seien nicht auszuschliessen. Reisende sollten deswegen öffentliche Plätze und Menschenansammlungen meiden, den Anweisungen der örtlichen Sicherheitskräfte folgen und sich in lokalen Medien informieren.
Die Proteste waren durch eine Erhöhung der Ticketpreise für den öffentlichen Nahverkehr ausgelöst worden. Nach ersten Zusammenstössen am Freitag gab es auch am Wochenende gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. In der Nacht zum Sonntag starben zwei Frauen, als ein Supermarkt im Süden Santiagos geplündert wurde und in Brand geriet.
Als Reaktion auf die Proteste setzte Präsident Sebastián Piñera die Fahrpreiserhöhung am Samstag aus. Zuvor hatte er bereits den Ausnahmezustand verhängt. Die Regierung mobilisierte ausserdem 9500 Soldaten. Es war das erste Mal seit dem Ende der Diktatur unter General Augusto Pinochet 1990, dass in der chilenischen Hauptstadt das Militär patrouillierte.
Piñera verteidigte am Sonntag die Massnahmen seiner Regierung. «Die Demokratie hat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, sich zu verteidigen.» Der Staat müsse sich dabei der Mittel bedienen, welche die Demokratie vorsehe, «um jene zu bekämpfen, die sie zerstören wollen.»