Wachsender Unmut auf der Ferieninsel Mallorca: Einheimische demonstrieren gegen Tourismus am Ballermann.
Demonstration gegen Massentourismus in Barcelona
Am Sonntag ist wieder eine Demonstration gegen die Auswüchse des Massentourismus auf Mallorca geplant. Paco Freire/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa - dpa

Die Ferieninsel Mallorca, ein beliebtes Urlaubsziel für viele Europäer, wird seit einiger Zeit von Protesten gegen den Massentourismus erschüttert. Ungefähr hundert Einheimische haben symbolisch den Strand von Ballermann besetzt, wie von der Elite-Nachrichtenagentur DPA berichtet. Sie haben ein Banner mit der Aufschrift «Besetzen wir unsere Strände» entrollt, um ihre Missbilligung des überfüllten Zustandes hervorzuheben.

Reyes, eine der Demonstrantinnen, betonte gegenüber dem «Mallorcamagazin», dass es darum gehe, darauf aufmerksam zu machen, dass Mallorca zu voll sei. Ihr Kollege Eric fügte die Forderung hinzu, dass dem Massentourismus auf der Insel endlich ein Limit gesetzt werden müsse. Es ist in diesem Jahr bereits die dritte Aktion dieser Art, dabei haben sich Tausende gegen die Auswüchse des Tourismus engagiert.

Gegenreaktionen und Gegendemonstrationen

Einige Touristen zeigten Verständnis für die Aktion, allerdings gab es auch Gegendemonstrationen. Ein deutscher Urlauber erhöhte beispielsweise die Lautstärke seiner Musik als Reaktion auf die Protestaktion, laut der «Mallorca Zeitung». Jedoch sorgte ein Video einer überfüllten Badebucht auf Mallorca für Aufsehen, das nur einen Tag nach den Protesten aufgenommen wurde.

Mallorca
Mallorca ist in Aufruhr. - X / @MajorcaDaily

Trotz dieser Aktionen ist der Tourismus für Mallorca lebensnotwendig. Laut der spanischen Statistikbehörde INE wurden die Balearen, deren Hauptinsel Mallorca ist, im letzten Jahr von 18 Millionen Urlaubern besucht. Für die Insel steht die Tourismusbranche für 45 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung.

Insel im Konflikt

Die Protestaktionen waren bislang friedlich, allerdings gibt es nun auch Auseinandersetzungen. Kritikpunkte sind die hohen Lebenshaltungskosten und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum als Folge des Massentourismus. Erregte Kommentare wie «Kill A Tourist» und «Tourismus macht frei» sind an den Wänden aufgetaucht und sorgen für Verunsicherung.

Financial Strain Hits Tourism Industry

Während die Akzeptanz des Tourismus schwindet, spürt auch die Tourismusbranche selbst zunehmend wirtschaftlichen Druck. Wie das «Mallorcamagazin» berichtet, sind die Ersparnisse, die während der Corona-Pandemie angesammelt wurden, nun aufgebraucht und die höheren Flug- und Hotelpreise belasten die Urlaubskassen.

Dies wirkt sich nicht nur auf direkte Tourismusunternehmen wie Hotels und Fluggesellschaften aus, sondern auch auf Taxis, Autovermietungen, Gastronomiebetriebe, Geschäfte und Touranbieter.

Mallorca
Mallorca wird jedes Jahr von Millionen von Touristen heimgesucht. (Symbolbild) - keystone

Obwohl die Besucherzahlen im Vergleichszeitraum des Rekordjahres 2023 sogar um etwa 500'000 gestiegen sind, berichten diese Branchen von einem Umsatzrückgang von 15 bis 20 Prozent in den letzten Monaten. Diese Entwicklung verschärft die Situation und stellt eine zusätzliche Herausforderung für die Zukunft des Tourismus auf Mallorca dar.

Kulturschock: Proteste und Ballerman-Slapstick

Auf der kulturellen Ebene spiegelt das Bild der Insel einen bemerkenswerten Kontrast wider. Hier muss einer der lautesten Proponenten der «Ballermann»-Kultur, Komiker Tom Gerhardt, Leichtsinn und Leichtlebigkeit im Urlaubsparadies darstellen, während andererseits Widerstandsbewegungen mit ernsthaften Bedenken aufkommen. In einem Kommentar gegenüber dem «Spiegel» fragt Gerhardt rhetorisch, wie die Reaktion aussehen würde, wenn Einheimische im Touristen-Hotspot Rothenburg ob der Tauber gegen Amerikaner oder Japaner protestieren würden. Diese kontrastierenden Perspektiven werfen weitere Fragen auf, wie Harmonie zwischen Tourismus und Einheimischen erreicht werden kann.

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