Coronavirus: Brasilianischer Minister will mit Drogengangs sprechen
Der brasilianische Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta will im Kampf gegen das Coronavirus mit den in Armenvierteln herrschenden Drogengangs sprechen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kampf gegen das Coronavirus will Luis Henrique Mandetta eine neue Strategie fahren.
- Brasiliens Gesundheitsminister will sich demnach mit Drogengangs sprechen.
In diesen Vierteln sei der Staat «oft abwesend», begründete Mandetta am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Brasília sein Vorhaben. Dort hätten die Drogengangs und paramilitärische Milizen das Sagen. Deshalb müsse mit diesen Gruppierungen über eine Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Pandemie gesprochen werden.
Laut einem Zensus aus dem Jahr 2010 leben in Brasilien rund 11,5 Millionen Menschen in den als Favelas bezeichneten Armenvierteln. Eine grosse Welle von Infektionen mit dem Coronavirus in den Favelas wurde zwar bislang nicht festgestellt. Doch gibt es grosse Sorgen, dass sich das Virus in diesen Vierteln rasch ausbreiten könnte. Dies wegen der oft schlechten hygienischen Bedingungen und der beengten Wohnverhältnisse.
Am vergangenen Wochenende war der erste Fall des Coronavirus in Favela Cidade de Deus in Rio de Janeiro bekannt geworden. Insgesamt wurden in Brasilien bis Mittwoch rund 16.000 Corona-Infektionsfälle und 800 Todesopfer gezählt.
Präsident Jair Bolsonaro hatte in den Wochen nach Ausbreitung des Virus wiederholt eine «Hysterie» über den Erreger der Lungenkrankheit. angeprangert. Auch zog er den Sinn der von zahlreichen brasilianischen Regional- und Kommunalbehörden erlassenen Restriktionen des öffentlichen Lebens in Zweifel. Zuletzt vollzog Bolsonaro jedoch eine gewisse Kehrtwende und nannte die Pandemie die «grösste Herausforderung unserer Generation».
Gesundheitsminister Mandetta ist im Gegensatz zum Präsidenten ein strikter Befürworter von Quarantänemassnahmen und Ausgangsbeschränkungen.