Brasilien setzt indischen Impfstoffdeal aus
Das Wichtigste in Kürze
- Angesichts von Korruptionsvorwürfen setzt die brasilianische Regierung den Vertrag über den Kauf von 20 Millionen Dosen des in Indien entwickelten und hergestellten Corona-Impfstoffs Covaxin vorübergehend aus.
Dies teilte der brasilianische Gesundheitsminister Marcelo Queiroga auf Twitter mit. «Nach der vorläufigen Analyse (...) gibt es zwar keine Unregelmässigkeiten», schrieb Queiroga. Aber zur Einhaltung der Compliance-Richtlinien habe das Gesundheitsministerium beschlossen, den Vertrag für eine tiefere Analyse auszusetzen.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums wirft dem Ministerium Unregelmässigkeiten bei der Bestellung von 20 Millionen Dosen des Impfstoffs Covaxin über einen brasilianischen Zwischenhändler bei der indischen Firma Bharat Biotech vor. Er berichtete von einem «ungewöhnlichen Druck» bei der Abwicklung. Der Preis von 15 Dollar soll zudem der höchste sein, den das Gesundheitsministerium bisher bereit gewesen ist, für eine Dosis zu zahlen. Dabei soll das Gesundheitsministerium den Impfstoff bestellt haben, bevor dieser im Land überhaupt zugelassen ist.
Ein Abgeordneter, Bruder des Ex-Beamten, sagte aus, Präsident Jair Bolsonaro über diese Ungereimtheiten informiert zu haben. Diese Woche nun stellten Senatoren beim Obersten Gerichtshof in Brasília Strafanzeige gegen Bolsonaro wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch, da er den Verdacht auf Korruption ignoriert haben soll. Bolsonaro sagte, er habe keine Kenntnis von Unregelmässigkeiten gehabt.
Von der indischen Firma Bharat Biotech hiess es, der Preis für eine Dose Covaxin für ausländische Regierungen liege zwischen 15 und 20 Dollar. Der Preis für Brasilien habe demnach in diesem Rahmen gelegen. Bislang habe die Firma noch keine Vorauszahlungen vom brasilianischen Gesundheitsministerium erhalten und auch noch keinen Impfstoff versandt.
Der Impfstoff hat in mehreren Ländern eine Notzulassung erhalten - darunter im Heimatmarkt Indien, wo er schon breit eingesetzt worden ist. Die brasilianische Gesundheitsbehörde hatte bislang nur den Import von vier Millionen Dosen davon genehmigt, wie örtliche Medien berichteten.