Brasiliens Wirtschaftsminister warnt vor «wirtschaftlichem Kollaps»
Mit Blick auf die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie hat Brasiliens Wirtschaftsminister Paulo Guedes vor einem «wirtschaftlichen Kollaps» des Landes gewarnt.
Das Wichtigste in Kürze
- Guedes: Drohende Lieferengpässe wegen Corona-Einschränkungen.
Bereits in 30 Tagen könne es dramatische Lieferengpässe geben und die Produktion teilweise zum Erliegen kommen, sagte Guedes am Donnerstag bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem ultrarechten Staatschef Jair Bolsonaro. Dies könne zu einem «System des wirtschaftlichen Kollapses» und «sozialem Chaos» führen. Er fügte hinzu: «Dies ist ein ernsthafter Alarmruf.»
Bolsonaro sagte, er verstehe das «Virus-Problem» und sei davon überzeugt, «dass wir Leben retten müssen». Jedoch sei seine Regierung zunehmend besorgt angesichts der Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt. «Die Bekämpfung des Virus sollte keinen grösseren Schaden anrichten als das Virus selbst», sagte Bolsonaro.
Bolsonaro hat wiederholt von einer weltweiten «Hysterie» im Zusammenhang mit Covid-19 gesprochen. Die Kontaktbeschränkungen schaden seiner Ansicht nach unnötig der Wirtschaft. Er selbst setzt sich regelmässig über Kontaktbeschränkungen hinweg, indem er auf den Strassen Brasílias zu sehen ist oder bei Menschenansammlungen bei Veranstaltungen seiner Unterstützer.
Brasilien ist das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land in Lateinamerika. Nach offiziellen Angaben wurden bereits mehr als 135.000 Infektionen mit dem neuartigen Erreger registriert, mehr als 9100 Menschen starben. Wegen mangelnder Testkapazitäten gehen Experten jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. In den besonders schwer betroffenen Städten São Paulo, Rio de Janeiro und Manaus gibt es bereits jetzt kaum noch freie Intensivbetten.