Brics-Staaten wollen Dominanz des Westens schwächen
Die Gruppe der Brics-Staaten will ein geopolitisches und wirtschaftliches Gegengewicht zum Westen bilden – und ihr Bündnis massiv vergrössern.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Brics-Staaten wollen den Westen schwächen, die Gruppe plant eine Erweiterung.
- 40 Staaten sind interessiert an Mitgliedschaft, darunter Argentinien und Saudi-Arabien.
- Putin und China nutzen Brics als Bühne gegen USA: Streben nach multipolarer Weltordnung.
Beim Brics-Gipfeltreffen fünf wichtiger Schwellenländer in Südafrika wird heute die Erweiterung der Gruppe im Mittelpunkt stehen. Die aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehende Gruppe will die geopolitische und wirtschaftliche Dominanz des Westens schwächen.
Chinas Präsident Xi Jinping, Brasiliens Luiz Inácio Lula da Silva, Südafrikas Cyril Ramaphosa und Indiens Premierminister Narendra Modi sind für das Treffen in der Wirtschaftsmetropole Johannesburg angereist. Lediglich Russlands Präsident Wladimir Putin, dem in Südafrika wegen eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs die Festnahme droht, nimmt an dem dreitägigen Treffen, das am morgigen Donnerstag endet, per Video teil.
Die fünf Staatschefs werden heute kurze Rede abgeben – auch eine weitere Videobotschaft Putins steht auf dem Programm.
Gegengewicht zu G7 und G20
Es wird erwartet, dass sich die Staatschefs zu den Aufnahmekriterien für neue Mitglieder äussern werden. Auch könnte es Hinweise geben, ab wann zusätzliche Länder aufgenommen werden, um aus der Fünfer-Gruppe durch zahlreiche Neuzugänge «Brics plus» zu machen. Auf diese Weise will Brics ein Gegengewicht zu anderen Foren wirtschaftlicher starker Länder wie den G7 oder den G20 zu bilden. Schon jetzt machen die fünf Brics-Länder nach eigenen Angaben 42 Prozent der Weltbevölkerung und etwa ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung aus.
Nach Angaben der südafrikanischen Aussenministerin Naledi Pandor hätten etwa 40 Staaten mehr oder weniger verbindlich Interesse an einer Brics-Mitgliedschaft bekundet, 23 davon konkret, darunter Argentinien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Ägypten, Iran, Kuwait, Venezuela und Bangladesch.
Streben nach multipolarer Weltordnung
Für den wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine international isolierten Putin ist Brics der ideale Rahmen, um zu demonstrieren, dass sein Land noch Verbündete hat. «Brics plus» würde nach dieser Logik für Russland auch bedeuten: Je mehr, desto besser. Zudem tritt Moskau für eine multipolare Weltordnung ohne eine Vormachtstellung der USA ein.
Auch China will «Brics plus» als Bühne gegen die USA nutzen und sich eher selbst ins Zentrum der Weltordnung rücken. Südafrika beschreibt als Ziel des Gipfels eine «veränderte globale Ordnung». Westliche Industriemächte würden die Belange des Globalen Südens zunehmend vernachlässigen, sagte Pandor im Vorfeld.
Brasiliens Präsident Lula betonte am Dienstag, Brics richte sich nicht gegen irgendjemanden, es gehe vielmehr um eine bessere Organisation des Globalen Südens. «Wir wollen uns als der Globale Süden organisieren. Wir sind wichtig in der globalen Debatte und sitzen gleichberechtigt mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten am Verhandlungstisch.»