Coronavirus: Afrika hat tiefe Fallzahlen trotz niedriger Impfquote

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Kenia,

Die prophezeite Katastrophe für Afrika blieb bislang aus. Dank einer hohen Durchseuchung sind die Fallzahlen mit dem Coronavirus stark rückläufig.

Coronavirus Kibera
Schulkinder scherzen und spielen in der Olympic Primary School in Kibera. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz weniger Impfungen blieb die grosse Katastrophe in Afrika aus – zumindest bislang.
  • Die Fallzahlen sinken seit Wochen und auch die Intensivbetten bleiben leer.
  • Studien in Kenia haben bereits im Juni eine Durchseuchung von 66 Prozent nachgewiesen.

In den Klubs und Bars der kenianischen Hauptstadt Nairobi wird wieder ausgiebig getanzt und gefeiert. Vor Kurzem hat die Regierung die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben. Seit mehreren Wochen sind die Infektionen mit dem Coronavirus stark rückläufig und auch die Spitäler stehen praktisch leer.

Am Mittwoch wies Kenia eine 7-Tage-Inzidenz von 92 bestätigten Fällen auf, bei einer Impfquote von gerade einmal 3 Prozent. Im Vergleich: In der Schweiz liegt der Wert bei rund 2000 und hierzulande sind bereits über 63 Prozent vollständig geimpft.

Zu Beginn der Pandemie wurde Afrika als tickende Zeitbombe bezeichnet: Die Städte dicht besiedelt, die Gesundheitssysteme marode, Hygiene in den Slums eine Herausforderung. Experten rechneten mit einer rasanten Ausbreitung des Coronavirus und katastrophalen Todeszahlen. Zumindest mit der rasanten Durchseuchung behielten sie wohl recht.

Coronavirus: Durchseuchung von über 66 Prozent

Wissenschaftler haben anhand von Antikörpertests gemessen, wie viele Menschen seit Ausbruch der Pandemie an Corona erkrankt sind. Unter ihnen ist auch Isaac Ngere, welcher in Kenia in mehreren Phasen Tausende Einwohner getestet hat.

«Im Mai und Juni lag die Durchseuchung dort bei 66 Prozent. Das war vor der heftigen Delta-Welle. Ich bin mir sicher, dass die Werte in Nairobi inzwischen bei mehr als 70 Prozent liegen. Das ist schon fast Herdenimmunität«, sagt der kenianische Epidemiologe gegenüber dem Magazin «Spiegel».

Mombasa
Ein Mann geht auf einer Strasse in Mombasa, Kenia, an einer Wandtafel vorbei, die die Menschen auffordert, Masken zu tragen, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. - Keystone

Doch warum blieb ein Horrorszenario wie in Indien aus? Ngere: «Vor allem in Zentral- und Ostafrika kursieren viele vergleichbare Viren, auch ähnliche Coronaviren. Daher gehen wir davon aus, dass viele eine Art Kreuz-Immunität entwickelt haben, die nun auch gegen Sars-Cov-2 schützt.»

Ein grosses Fragezeichen bleibt aber bestehen, wie Ngere in seinen Studien einräumt. Aus Angst vor den Folgen würden sich die Wenigsten testen lassen oder den Arzt aufsuchen. Auf dem Land werden Angehörige teils schnell begraben, ohne dass die Todesursache ermittelt wird. Das «Wunder» muss somit stark relativiert werden.

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