Coronavirus: Corona-Skeptiker auch im Ausland aggressiver
Am Wochenende sorgten Skeptiker der Massnahmen gegen das Coronavirus gleich mit zwei Angriffen für Schlagzeilen. Auch im Ausland eskalieren Demos immer wieder.
Das Wichtigste in Kürze
- Einem Experten zufolge nimmt die Radikalisierung der Schweizer Corona-Skeptiker zu.
- Alleine am Wochenende gab es zwei Übergriffe durch die Kritiker.
- Doch auch im Ausland zeichnet sich eine höhere Gewaltbereitschaft ab.
Gleich zwei Ereignisse im Zusammenhang mit Corona-Skeptikern sorgten am Wochenende für Aufsehen: Zuerst verletzte ein Massnahmen-Skeptiker einen Gegendemonstranten in Olten SO mit einer Flasche am Kopf. Wenig später wurde Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli bei einer Impfbus-Einweihung von einem Impfgegner mit einer Apfelschorle übergossen.
In den Telegram-Chats lachten sich die Skeptiker später ins Fäustchen, feindeten das Opfer des Flaschenangriffs an und verbreiteten seine Personalien. Ein Massnahmengegner drohte zudem, «den einen oder anderen Journalisten» zu Hause besuchen zu wollen.
Soziologe Marko Kovic sprach in der Folge gegenüber Nau.ch von einer zunehmenden Radikalisierung der Skeptikerbewegung. Doch nicht nur hierzulande nimmt die Gewaltbereitschaft zu – auch Ausland-Demos gegen die Massnahmen zum Coronavirus eskalieren derzeit regelmässig.
Angriffe auf deutsche Polizisten um 147 Prozent gestiegen
Deutschland, wo die «Querdenker»-Bewegung besonders populär ist, berichtet von zunehmender Gewalt gegen Polizisten. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel warnte kürzlich gegenüber «RBB24», die Corona-Skeptiker könnten sich weiter radikalisieren.
Bei einer grossen Demo am 1. August in Berlin ist es zu zahlreichen Angriffen auf Polizisten gekommen, 62 wurden dabei verletzt. Bei früheren Kundgebungen sei auf die Beamten eingeredet worden, nun würden sie auch massiv angegriffen, beobachtet Geisel. In ganz Berlin ist die Zahl der Angriffe auf Polizisten 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 147 Prozent gestiegen.
Zuletzt wurde der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn bedroht. Selbst ernannte Querdenker haben nach einem Auftritt in Baden-Württemberg Spahns Auto beworfen und die Abfahrt behindert. Auf den Wagen des Ministers sei «mindestens» ein Ei geschleudert worden, teilte die Polizei mit.
Franzosen attackieren Apotheker wegen Tests für Coronavirus
Auch in Frankreich spielen sich an Demos gegen die Massnahmen zum Coronavirus unschöne Szenen ab. Vor zwei Wochen fand eine riesige Kundgebung mit insgesamt 230'000 Protestlern statt. Dabei kam es in Montpellier zur Eskalation: Demonstranten attackierten einen Apotheker, der Corona-Tests durchführte und beschimpften ihn als «Kollaborateur» und «Mörder», wie der Sender «ntv» schreibt.
Mit Präsident Emmanuel Macron gehen die Skeptiker hart ins Gericht. Bilder aus Paris zeigen, wie sie eine Skulptur seines offenbar abgehackten Kopfs auf einem Stock durch die Strassen tragen.
In der griechischen Hauptstadt Athen artete vor wenigen Wochen ebenfalls eine Kundgebung aus: Protestler bewarfen Einsatzkräfte Ende Juli mit Brandsätzen und Steinen. Dort handelt es sich laut der Agentur SDA bei den Impfgegnern grösstenteils um religiöse Eiferer und Rechtsextreme.
Doch auch weit über die Grenzen Europas hinaus kommt es an Corona-Demos zu Handgreiflichkeiten. Vergangenes Wochenende haben in Australien Tausende Menschen in mehreren Städten gegen strengere Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus demonstriert. Auch diese Proteste liefen nicht friedlich ab: Sechs Polizisten mussten mit Verletzungen ins Spital gebracht werden.