Coronavirus: Sauerstoff auf Schwarzmarkt in Indien zehnmal teurer
Indien geht im Kampf gegen das Coronavirus der Sauerstoff aus. Nun grassiert der Schwarzmarkt für Sauerstoff und andere Corona-Medikamente.
Das Wichtigste in Kürze
- Spitäler in Indien können zum Teil keine Patienten mehr aufnehmen.
- Grund ist auch der Mangel an genügend Sauerstoff für die Beatmung.
- Nun grassiert der Schwarzmarkt für die Beatmung von Corona-Patienten zu Hause.
Indien versinkt gerade im totalen Corona-Chaos. Über 350'000 Neuinfizierte zählte das Land jüngst. Binnen 24 Stunden wurden 2812 Todesfälle gemeldet. So viele wie noch nie seit Beginn der Corona-Pandemie.
Das schlecht ausgestattete Gesundheitssystem des Landes kollabiert angesichts der rapide steigenden Infektionszahlen. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation in der Hauptstadt Neu-Delhi – aber auch in anderen Städten.
Spitäler sind überfüllt. Sie können keine Patienten mehr aufnehmen – auch weil Sauerstoff zur Beatmung von Patienten nicht ausreichend vorhanden ist.
Sauerstoff und wichtige Medikamente auf Schwarzmarkt
Die Menschen sind darum gezwungen, Wege zu finden, um kranke Angehörige zu Hause zu behandeln. Viele wenden sich darum an den Schwarzmarkt, um an Sauerstoff und lebenswichtige Medikamente zu kommen. Doch dort sind die Preise explodiert.
«BBC» berichtet von massiv überteuerten Sauerstoffflaschen, die auf dem Schwarzmarkt erhältlich seien. So zahlte die Inderin Anshu Priya für ihren an Corona erkrankten Schwiegervater 50'000 Rupien für eine Flasche. Dies sind umgerechnet rund 612 Schweizer Franken. Für gewöhnlich kostet eine Flasche Sauerstoff umgerechnet etwas über 70 Franken.
Die meisten Lieferanten von Sauerstoffflaschen in Indien verlangen derzeit mindestens das Zehnfache des normalen Preises. Dies ergaben die Recherchen des Britischen Rundfunks.
Coronavirus: Remdesivir bis zu 18-mal teurer
Gleiches gilt für das umstrittene Medikament Remdesivir. Das antivirale Arzneimittel wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt. Nun wird es auch zur Behandlung schwer kranker Corona-Patienten genutzt.
Viele Inder versuchen sich nun mit dem Mittel einzudecken, falls sie ihre an Corona erkrankten Angehörigen zu Hause behandeln müssen. Das Mittel kostete zuvor umgerechnet zwischen zehn und 50 Franken. Nun wird es auf dem Schwarzmarkt für 300 bis 900 Franken verkauft.
Ebenso das Arthritis-Mittel Tocilizumab. Das Medikament, das Ärzte für schwer erkrankte Patienten einsetzen, kostete zuvor rund 400 Franken. Jetzt wird es für bis zu 3000 Franken gehandelt.
Preise, die sich ein Grossteil der indischen Bevölkerung erst gar nicht leisten kann.
Auch Betrügereien florieren
Aber nicht nur der Schwarzmarkt grassiert, auch wird von betrügerischen Maschen berichtet. So sei auch gefälschtes Remdesivir auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht. Oder aber von Vorauszahlungen für Lieferungen, die schliesslich gar nicht ausgeliefert wurden.
Es scheint, als würde in der Not die Verzweiflung die Menschen dazu treiben, allem zu vertrauen. So werden in Indien weiterhin fragwürdige Medikamente gekauft – auch weil sie gar keine andere Wahl haben.