Influencer kontaktiert Urvolk und überlebt – Vorgänger starben

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Indien,

Ein 24-jähriger Reiseinfluencer legte mit einem Schiff auf einer der gefährlichsten Inseln an. Die Bewohner traf er nicht – was ihm womöglich das Leben rettete.

Das Standbild eines Videos zeigt Bewohner der für Aussenstehende verbotenen indischen Insel.
Das Standbild eines Videos zeigt Bewohner der für Aussenstehende verbotenen Insel North Sentinel. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die indische Polizei hat den US-Reiseinfluencer Viktor Polyakow festgenommen.
  • Er betrat illegal die Insel North Sentinel, um Kontakt mit den Sentinelesen aufzunehmen.
  • In der Vergangenheit kam es bei ähnlichen Vorfällen zu tödlichen Angriffen.

Allzu viel hat sich Viktor Polyakow bei seiner Aktion nicht überlegt: Die indische Polizei hat den 24-Jährigen kürzlich festgenommen, nachdem er unerlaubt die Insel North Sentinel betreten hatte.

Diese gehört zur Andamanen-Gruppe und wird von den Sentinelesen bewohnt – einer isolierten Volksgruppe, die jeglichen Kontakt zur Aussenwelt ablehnt.

Us Tourist
Viktor Polyakow hinterliess eine Coladose als Angebot für den Urstamm. - Screenshot Youtube

Kritik von Menschenrechtsorganisation

Der US-Reiseinfluencer wollte laut Polizei mit den Sentinelesen in Kontakt treten, was verboten ist. Ihm wird vorgeworfen, durch sein Verhalten die Gesundheit und Sicherheit der Inselbewohner gefährdet zu haben.

Polyakow näherte sich der Insel mit einem Boot und machte mit einer Pfeife auf sich aufmerksam. Anschliessend betrat er kurzzeitig den Strand und hinterliess eine Kokosnuss sowie eine Cola-Dose. Zudem filmte er seinen Aufenthalt.

Die Menschenrechtsorganisation Survival International kritisierte die Aktion scharf.

Direktorin Caroline Pearce sagte: Es sei bekannt, dass unkontaktierte Völker keine Immunität gegen Krankheiten wie Grippe oder Masern hätten, «die sie vollständig auslöschen könnten».

Menschen umgehen Verbot – und bezahlen mit dem Leben

In Polyakows Fall hielten sich die Sentinelesen verborgen – was dem Mann aus Arizona vermutlich das Leben gerettet hat. Denn die rund 50 bis 200 Inselbewohner reagieren oft gewaltsam auf Eindringlinge.

So kam es in der Vergangenheit immer wieder zu tragischen Zwischenfällen.

2006 wurden zwei Fischer von Sentinelesen getötet, nachdem ihr Boot versehentlich in die verbotene Zone geraten war.

2018 wurde der US-Missionar John Allen Chau bei dem Versuch, die Inselbewohner zum Christentum zu bekehren, mit Pfeilen exekutiert.

John Allen Chau
John Allen Chau starb 2018 in einem Pfeilhagel, nachdem er auf North Sentinel Island vor der Küste Indiens an Land ging. - Privat

Laut seines Tagebuchs hatte er trotz wiederholter Warnungen versucht, Kontakt aufzunehmen. Ein Kind soll sogar auf ihn geschossen haben.

Um die Sentinelesen zu schützen, hat die indische Regierung ein Sperrgebiet eingerichtet, das von der Marine überwacht wird. Das Betreten der Insel ist gesetzlich verboten.

Zuwiderhandlungen können – wie die Beispiele zeigen – tödlich enden, da die Sentinelesen das Recht haben, ihr Territorium zu verteidigen.

Warst du schon einmal auf einer Insel?

Die indische Regierung betont immer wieder die Bedeutung der Isolation für das Überleben des Stammes. Selbst einfache Krankheiten wie Grippe oder Masern könnten unter den Sentinelesen eine Katastrophe auslösen.

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Kommentare

User #5515 (nicht angemeldet)

Der soll wegen Umweltverschmutzung drankommen. Wer hinterlässt eine Coladose?

User #1423 (nicht angemeldet)

Ihr in der Schweiz lebt doch alle in einer Insel!

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