Die Drusen: Aktuelle Geschehnisse und Hintergrund
Die Drusen, eine religiöse Minderheit im Nahen Osten, erleben inmitten von Konflikten zunehmende Veränderungen in ihrem Zugehörigkeitsgefühl.
Auf dem mit Israel besetzten Gebiet der Golanhöhen, welches virtuell zu Syrien gehört, erlebte die Gemeinde der Drusen ein traumatisches Ereignis, als ein Raketenschlag zwölf Kinder beim Fussballspielen tötete. Die Drusen leben in erster Linie in Syrien, dem Libanon und Israel und ihre Religion ist von schiitischen Traditionen geprägt. Sie sind eine religiöse Minderheit mit einer Bevölkerung von etwa einer Million Menschen und identifizieren sich selbst nicht als Muslime.
Im Gegensatz zu anderen arabischen Israelis werden drusische Söhne in eine militärische Laufbahn gedrängt. Sie zahlen einen hohen Preis, wie Sheikh Mowafak Tarif, Oberhaupt der Drusen Gemeinschaft in Israel, laut der «Tagesschau» unterstrich: «Im aktuellen Krieg sind mehr als ein Dutzend unserer jungen Männer im Einsatz für die Streitkräfte getötet worden.» Er ergänzte, dass das zeige, wie sehr seiner Gemeinschaft daran gelegen ist, ihr Heimatland, Israel, zu verteidigen.
Das schwächende Bündnis der Drusen mit Syrien
Im Konfliktgebiet der Golanhöhen akzeptierten die meisten Drusen nicht das Angebot, die israelische Staatsbürgerschaft anzunehmen, teilt die «Tagesschau» mit. Dennoch schwächt sich ihre Loyalität zu Syrien ab. «Die jungen Leute von den Golanhöhen kommen jetzt zum Studium nach Haifa, Tel Aviv und Jerusalem. Früher sind sie nach Damaskus gegangen», betont Salah Tarif, der erste nichtjüdische Minister in einer israelischen Regierung und Cousin von Sheikh Mowafak.
Seit 2011 hat der Krieg in Syrien die bisherigen Bindungen erschüttert. Hinzu kommt die fortschreitende wirtschaftliche Krise in Syrien, die dazu geführt hat, dass in der Stadt Suweidah hunderte von drusischen und anderen syrischen Bürgern regelmässig gegen die hohe Lebenserhaltungskosten und für mehr administrative Autonomie für ihre Region protestieren.
Die wachsende Unruhe innerhalb der Drusen Gemeinschaft
Die Proteste in Suweidah haben offensichtlich das Unbehagen und die Unzufriedenheit innerhalb der drusischen Gemeinschaft widerspiegelt. Als die Demonstrationen gewaltsam unterdrückt wurden, erhöhte sich der Widerstand nur noch mehr. Drusische Geistliche wie Sheikh Hekmat Al Hadschri äusserte gegenüber der Quelle: «Wir fordern Massnahmen, damit unsere Menschen in Würde leben können. Wir akzeptieren es nicht mehr, dass unsere Rechte missachtet werden. Wir wollen wie alle anderen Volksgruppen in Würde in unserer Heimat leben.»
Obwohl die Drusen politisch von der Familie Dschumblat im Libanon repräsentiert werden, die sich vor einigen Jahren der schiitischen Hisbollah zugewandt hat, hat Walid Dschumblat – der Patron der Drusen – kürzlich den US-Gesandten Amos Hochstein getroffen. Im Gespräch äusserte er die Notwendigkeit, dass Israel seine Angriffe im Libanon und im Gazastreifen umgehend einstellen müsse.
Das Drusentum: Alte Bindungen und neue Herausforderungen
Das Drusentum, auch bekannt als Madhhab at-Tauhīd („Lehrrichtung der göttlichen Einheit“), hat seinen Ursprung im 11. Jahrhundert als Abspaltung der ismailitischen Schia im fatimidenischen Ägypten. Heute sind Drusen vor allem in Syrien, dem Libanon und Israel ansässig.
Inmitten eines sich wandelnden Nahen Ostens, geprägt durch innerer Unruhe und äusserer Konflikte, steht diese Gemeinschaft an der Grenze bedeutender Wandlungen. Zwischen der Trauer um ihre im Dienst gefallenen Soldaten und dem wachsenden Protest gegen wirtschaftliche und politische Bedingungen schwenkt der Fokus der drusischen Gemeinschaft auf die Suche nach ihrer Identität und ihrer Rolle in einem sich verändernden regionalen Kontext.
