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Ecuador: Vom friedlichen Natur-Paradies zum Narco-Staat

Keystone-SDA
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Ecuador,

In Ecuador kommt es zu immer mehr Brutalität. Das Land ist ins Zentrum eines brutalen Drogenkriegs gerückt, was für Aufruhr der Einwohner sorgt.

Anhänger des Präsidentschaftskandidaten Villavicencio gehen in Deckung in einer Turnhalle, als Schüsse zu hören sind. Villavicencio war am Mittwoch nach einer Wahlkampfveranstaltung erschossen worden. Foto: Uncredited/API/dpa
Anhänger des Präsidentschaftskandidaten Villavicencio gehen in Deckung in einer Turnhalle, als Schüsse zu hören sind. Villavicencio war am Mittwoch nach einer Wahlkampfveranstaltung erschossen worden. Foto: Uncredited/API/dpa - sda - Keystone/API/Uncredited

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Attentat auf Villavicencio sorgt in Ecuador für grosse Aufruhr.
  • Der Drogenkrieg im Land erschüttert das einst friedliche Naturparadies.
  • Ecuador kämpft mit steigender Gewalt und Unsicherheit durch den Drogenhandel.

Lange Zeit galt Ecuador als relativ friedliches Land auf dem von Gewalt geprägten südamerikanischen Kontinent. Bekannt ist sie für die einzigartige Fauna der Galapagos-Inseln, majestätische Vulkane in den Anden, Panflöten und Bananen. Doch die tödlichen Schüsse auf den Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio verdeutlichen, dass Ecuador längst ins Zentrum eines brutalen Drogenkriegs gerückt ist.

Villavicencio von der Bewegung «Construye» (Baue) war am Mittwoch erschossen worden. Die Schüsse trafen ihn, als er nach einer Wahlkampfveranstaltung eine Schule im Norden von Quito verliess.

«Ecuador ist ein gescheiterter Staat», sagte der indigene Präsidentschaftskandidat Yaku Pérez nach dem Attentat im Fernsehsender CNN. «Wir befinden uns in einer schweren wirtschaftlichen, sozialen und moralischen Krise.»

Feinde im eigenen Land

Die Ermittler stellten über 60 Patronenhülsen am Tatort sicher. Neun Menschen wurden bei der Schiesserei verletzt, darunter drei Polizisten. Ein mutmasslicher Täter erlag später seinen Verletzungen.

Im Wahlkampf warb Villavicencio für harte Massnahmen gegen die Kriminalität und die Korruption in dem südamerikanischen Land. Als Abgeordneter und Journalist hatte er bereits eine Reihe von Ermittlungen gegen Politiker und Beamte der vergangenen Regierungen angeschoben. Damit machte sich der 59-Jährige offenbar mächtige Feinde. «Die Demokratie ist niedergeschossen und der Kampf gegen die Korruption verstümmelt worden», sagte Villavicencios Wahlkampfmanager Antonio López.

In den vergangenen Jahren ist Ecuador immer tiefer in den blutigen Krieg um Einflussgebiete und Transportwege im Drogenhandel gezogen worden. Es liegt auf der Transitroute des Kokains, das in Kolumbien, Bolivien und Peru hergestellt und dann ins Ausland geschmuggelt wird. In dem Geschäft geht es um Milliarden US-Dollar. Die lokalen Banden kämpfen mit brutaler Gewalt um ihr Stück vom Kuchen.

Mehr Gewalt den je

«Ecuador hat mit einem beispiellosen Anstieg von Unsicherheit und Gewalt zu kämpfen. Seit 2018 ist der einst gute Ruf des Landes als einer der sichersten Häfen der Region ins Wanken geraten. 2022 war das gewalttätigste Jahr in der Geschichte des Landes», sagte Camila Ulloa von Grupo Faro gegenüber «Americas Quarterly».

«Neben einer Verfünffachung der Zahl der gewaltsamen Todesfälle in den vergangenen fünf Jahren hat das Jahr 2023 ein noch nie da gewesenes Ausmass an politischer Gewalt erlebt.» Erst vor rund zwei Wochen war der Bürgermeister der Hafenstadt Manta, Agustín Intriago, getötet worden. In Esmeraldas wurde der Bewerber um einen Sitz in der Nationalversammlung, Rider Sánchez, erschossen.

Der Anschlag auf den Präsidentschaftsbewerber Villavicencio weckt in Lateinamerika Erinnerungen an dunkle Zeiten: 1989 war in Kolumbien der liberale Favorit Luis Carlos Galán auf einer Wahlkampfveranstaltung von Killern des Medellín-Kartells erschossen worden. In Mexiko wurde 1994 der Präsidentschaftskandidat Luis Donaldo Colosio bei einem Wahlkampfauftritt getötet.

Kokain
Kokain. (Symbolbild) - dpa

In Ecuador ringen derzeit zwei Verbrechersyndikate um Macht und Einfluss: Die «Choneros» und «Los Lobos», die nach Angaben des Fachportals Insight Crime Beziehungen zum Kartell Jalisco Nueva Generación unterhalten. Auch albanische Drogenhändler sollen mittlerweile in Ecuador mitmischen.

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Banden in den völlig überfüllten Gefängnissen. Viele Haftanstalten werden von kriminellen Organisationen kontrolliert, die inhaftierten Gangsterbosse führen ihre Geschäfte aus den Zellen weiter. «Fito», der Chef der «Choneros», soll Villavicencio noch kurz vor dessen Ermordung gedroht haben.

«Durch sein Versprechen, die Korrumpierung staatlicher Stellen und die Zusammenarbeit mit dem organisierten Verbrechen zu untersuchen, wurde Villavicencio zur Zielscheibe», sagte Will Freeman vom Council on Foreign Relations. «Ecuadors Politiker müssen sich nun von seinem Mut inspirieren lassen, diese Probleme anzugehen. Tun sie dies nicht, werden die Straflosigkeit und ihre zahlreichen Folgen nur noch schwerer zu beseitigen sein.»

Kommentare

User #1927 (nicht angemeldet)

Ich kenne einige Ärzte aus EQ und anderen Staaten in LA, die nach Europa ausgewandert sind, weil die Gewalt im öffentlichen Raum ihrer Heimatländer immer gravierender werden. Linke Politiker, Medien und andere Ignoranten, relativieren die Entwicklungen. s. Clan- und Drogen-Szene in Deutschland, die von einigen politischen Gruppen sogar noch verteidigt werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, wenn Europa ein ähnliches Ausmass von Problemen bekommen wird oder andere politische Parteien steuern dagegen, um dies zu verhindern.

User #5438 (nicht angemeldet)

@1524 genau wie auch gewisse Bundesstaaten in Mexico, gibt es in Mexico gefährliche und weniger gefährliche Orte als Tourist. Die Narcos leben auch von Tourismus, deshalb lassen sie oft die Finger weg.

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