Experte: Iran-Angriff könnte Sympathien für Israel hervorrufen
Zuletzt wurde Israel aufgrund des harten Vorgehens in Gaza scharf kritisiert. Der Angriff durch den Iran könne nun Sympathien wecken, meint ein Militärexperte.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Nacht auf Sonntag hat der Iran erstmalig direkte Angriffe auf Israel vollzogen.
- Dies könne verlorene Sympathien für Israel wecken, meint Militärexperte Mick Ryan.
- Das Image des Staates hat zuletzt durch das harte Vorgehen in Gaza gelitten.
In einer beispiellosen Aktion hat der Iran Israel direkt angegriffen – eine Premiere in der Geschichte der Islamischen Republik. Bisher setzte der Iran auf indirekte Angriffe durch seine regionalen Stellvertreter, so wie etwa die Hisbollah im Libanon.
Doch in der Nacht von Samstag auf Sonntag änderte sich das Bild: Der Iran feuerte nach Angaben des israelischen Militärs rund 300 Drohnen und Raketen ab. Damit wurde eine vorgängig ausgesprochene Drohung erfüllt.
Dieser massive Angriff wirft viele Fragen auf. Was sind mögliche Auswirkungen auf die Region? Der Militärexperte Mick Ryan hat gegenüber «Focus» die Situation analysiert.
Wieso griff der Iran an?
Unklar sei, ob es sich lediglich um einen Vergeltungsschlag oder um «etwas Grösseres» handelt. Klar sei jedoch: Das Mullah-Regime wollte sich für den israelischen Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus Anfang April rächen.
Bei diesem sind zwei hochrangige Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde getötet worden. Weiter könnte der Iran mit dem Grossangriff versuchen, sein Image in der Region zu stärken, so der Militärexperte.
Das eigentliche Ziel und die Strategie des Irans sei offen. Der Angriff könne paradoxerweise Sympathien für Israel wecken, das zuvor wegen seiner Angriffe in Gaza stark kritisiert wurde. Ryan spekuliert: «Könnte Israel dies nutzen, um die iranischen Atomwaffenprogramme direkt anzugreifen?»
Zwei Länder könnten von Iran-Angriff profitieren
Eins sei gewiss: Es herrsche eine grosse Unsicherheit darüber, wie sich die Situation in der Region in den nächsten Tagen entwickeln wird. Ein drohender Krieg im Nahen Osten oder eine mögliche Deeskalation – beides scheine möglich.
Ryan merkt an, dass diese Situation vor allem zwei Ländern zugutekommen könnte: «Das wird Russland und China sehr freuen.» Denn, wenn sich die USA nun auf den Nahen Osten konzentrieren, könnte dies zum Nachteil der Ukraine und Taiwan sein.
Die Nahostexpertin Maha Yahya ist sich derweil sicher: Der iranische Angriff auf Israel ist ein Wendepunkt im Konflikt zwischen den beiden Staaten. «Wir stehen offen gesagt am Rande des Abgrundes», so Yahya. Es brauche dringend eine regionale Waffenruhe.