Hamas: Wer war Terror-Chef Ismail Hanija (†61)?
Der Chef der Terrororganisation Hamas, Ismail Hanija, ist einem israelischen Angriff zum Opfer gefallen. Er lebte luxuriös – und hielt sich von Palästina fern.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit 2017 war Ismail Hanija Chef der Hamas – nun ist er tot.
- Sein Kampf begann als Student: Er war schon an der ersten Intifada in den 80ern beteiligt.
- Hanija steuerte die Terrororganisation vorwiegend vom Ausland aus.
Paukenschlag im Nahost-Konflikt: Wie am frühen Mittwochmorgen bekannt wurde, ist der Hamas-Chef bei einem Angriff ums Leben gekommen. Berichten zufolge soll Ismail Hanija bei einem israelischen Attentat im Iran getötet worden sein.
Das bestätigten inzwischen die Hamas selbst sowie die iranischen Revolutionsgarden. Eine Bestätigung vonseiten Israels stand zunächst noch aus.
Terror-Chef musste Palästina nach Gewalt-Aufstand verlassen
Der im Alter von 61 Jahren verstorbene Hanija galt als wichtige Figur im Nahen Osten. Seit 2017 amtete er als Chef der palästinensischen Terrororganisation. Sein terroristischer Kampf für Palästina und gegen Israel fing aber schon deutlich früher an.
Zunächst besuchte der 1963 geborene Hanija eine Schule der Vereinten Nationen im Gazastreifen. Anschliessend kam er bereits in seinen Studienzeiten in Kontakt mit radikalen Kräften. Deren Ziel war ein unabhängiges Palästina.
Bis 1987 studierte der Islamist. Im selben Jahr begann auch die erste Intifada, ein gewaltsamer Aufstand der Palästinenser gegen Israel. An dieser war Hanija beteiligt und wurde dafür zu Haftstrafen verurteilt. Er musste Palästina zeitweise verlassen.
Hanija war jahrzehntelang wichtige Figur bei der Hamas
Nach seiner Rückkehr wurde er innerhalb der Hamas eine immer tonangebendere Persönlichkeit. Berichten zufolge nahm er bereits ab 2004 eine Spitzenposition ein.
Da die Organisation ihre Führung aufgrund vorheriger Anschläge nicht offen preisgab, ist seine damalige Rolle allerdings nicht ganz klar. Von 2006 bis 2007 war er auch Ministerpräsident der Palästinensergebiete.
Seit 2017 war er schliesslich Vorsitzender des Hamas-Politbüros. Er galt dabei auch als eine Art oberster Chef der Hamas.
Daneben spielten und spielen aber auch andere Akteure eine wichtige Rolle – beispielsweise Jihia Sinwar. Dieser ist seit 2017 Chef der Hamas im Gazastreifen, während Hanija eher als Auslandschef galt.
Hanija lebte im Ausland – und im Luxus
Klar ist: Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Hanija selbst hat sich zuletzt immer mehr von seinen Wurzeln distanziert. Er steuerte die Hamas spätestens seit 2019 nicht mehr vom Gazastreifen aus, sondern aus der Türkei, Katar oder eben Iran.
Wie es heisst, soll er im Ausland in Luxus gelebt haben. Laut britischen Medien hatte er ein Vermögen von rund vier Milliarden Dollar.
Verschiedene Berichte sprachen von einer Villa am Strand, von Flügen mit dem Privatjet oder von Essen in gehobenen Lokalen.
Für einen Hotel-Kurzaufenthalt in Katars Hauptstadt Doha soll er sogar einmal umgerechnet über 20'000 Franken ausgegeben haben.
Hamas-Chef lebte auch im Iran
Hanija hatte auch einen Wohnsitz in Iran. Das ist sicherlich kein Zufall: Die Hamas wird zu einem grossen Teil vom Regime in Teheran unterstützt.
Gegen den Hamas-Chef lag wegen der Terrorangriffe vom 7. Oktober auch ein Antrag auf einen Haftbefehl vor. Karim Khan, der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, war ihm unter anderem Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Ismail Hanija ist nicht der erste wichtige Hamas-Angehörige, der von der israelischen Armee neutralisiert wurde. Im Januar verstarb beispielsweise Saleh al-Aruri im Libanon – er hatte den militärischen Flügel der Hamas gegründet. Auch mehrere Familienmitglieder Hanijas wurden zu einem früheren Zeitpunkt bereits getötet, darunter drei Söhne.
