Harte Kritik an Hongkongs Regierungschefin bei erster Bürgerversammlung
Nach monatelangen Protesten hat sich Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam in einer ersten Bürgerversammlung ihren Kritikern gestellt.
Das Wichtigste in Kürze
- Carrie Lam: «Die grösste Verantwortung liegt bei mir».
Bei der mehr als zweistündigen Diskussionsrunde in einer Hongkonger Sporthalle übernahm Lam am Donnerstagabend erneut die Verantwortung für die Krise in der chinesischen Sonderverwaltungszone. «Die grösste Verantwortung liegt bei mir. Ich werde mich nicht vor der Verantwortung drücken», sagte Lam, der viele kritische Fragen gestellt wurden.
Lam hatte angekündigt, in einen Dialog mit den Demokratie-Aktivisten treten zu wollen. Den Vorwurf, dass es sich lediglich um eine PR-Veranstaltung handele, wies die pekingtreue Regierungschefin zurück. Sie versicherte, den Menschen zuhören zu wollen. «Die Menschen bringen ihre Forderungen schon seit drei Monaten zum Ausdruck», sagte ein Fragesteller mit Blick auf die Massenproteste mit Millionen Teilnehmern.
Für die erste Diskussionsrunde mit Lam hatten sich mehr als 20.000 Menschen angemeldet. 150 von ihnen wurden nach Angaben der Regierung per Zufall ausgewählt. 30 Teilnehmer, die ebenfalls zufällig ausgewählt wurden, durften auch Fragen stellen. 24 von ihnen kritisierten die Regierung. Die meisten forderten eine unabhängige Untersuchung zu der Polizeigewalt bei den Protesten, einige forderten auch freie Wahlen in Hongkong.
Die Stimmung in der Sporthalle blieb aber insgesamt freundlich. Vor der Halle versammelten sich allerdings tausende Demonstranten, die Sprechchöre gegen die Regierung anstimmten. Medienberichten zufolge war die Polizei mit 3000 Einsatzkräften vor Ort.
In Hongkong gibt es seit mehr als drei Monaten Proteste. Anfangs richteten sie sich gegen ein geplantes Gesetz, das Überstellungen von Verdächtigen an Festland-China vorsah. Unter dem Druck der Demonstranten zog Lams Regierung das Gesetz zurück. Mittlerweile richten sich die Proteste aber generell gegen die pekingtreue Führung in Hongkong und die Einschränkung demokratischer Rechte.