In Ostafrika wütet die schlimmste Heuschrecken-Plage seit Jahrzehnten. Nach grosser Eindämmung droht nun eine neue Welle der Ausbreitung.
Heuschrecken Plage
Ein Schwarm Wüstenheuschrecken von etwa einem Quadratkilometer kann an einem Tag so viel fressen wie 35.000 Menschen. Foto: Joseph Ochieng/Welthungerhilfe/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Über ein Jahr kämpft Ostafrika schon gegen eine der schlimmsten Heuschrecken-Plage.
  • Durch die bevorstehende Regenzeit wird die Ausbreitung zusätzlich gefördert.
  • Durch die Corona-Krise war die Bekämpfung dieses Jahr erschwert.
  • Experten rechnen nun mit einem extremen Ernteverlust.
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Seit mehr als einem Jahr kämpft Ostafrika gegen die schlimmste Heuschrecken-Plage seit Jahrzehnten. Vielerorts konnten die Insekten eingedämmt werden - doch nun droht eine neue Welle der Ausbreitung. Mehr als ein Jahr nach Beginn der Heuschrecken-Plage in Ostafrika warnen Experten vor einer womöglich noch verheerenderen neuen Welle.

«In Kenia ist die Lage schlimmer als im vergangenen Jahr», sagte Kenneth Mwangi vom ostafrikanischen Klimazentrum ICPAC der Deutschen Presse-Agentur. Diesmal hätten mehr Bezirke als im Vorjahr von den Heuschrecken berichtet und mehr landwirtschaftliche Gebiete seien betroffen. Die grösste Angst sei, dass die Heuschrecken nun mehr Platz finden würden, um Eier zu legen. «Das bedeutet, dass mit der neuen Regenzeit eine grössere neue Generation schlüpfen könnte.»

Fressen so viel wie 35'000 Menschen

Ende 2019 erlebte Ostafrika die seit Jahrzehnten schlimmste Plage von Wüstenheuschrecken. Millionen der Insekten fielen über Landstriche her und zerstörten Äcker und Weiden.

Die Folgen einer solch massiven Verbreitung können immens sein: Ein Schwarm Wüstenheuschrecken von etwa einem Quadratkilometer kann an einem Tag so viel fressen wie 35'000 Menschen. Vor allem Kenia, Äthiopien und Somalia waren schwer betroffen, aber auch die arabische Halbinsel und Pakistan.

Heuschreckenplage in Kenia
Heuschrecken ruhen auf einem Baum. Es handelt sich um eine der schlimmsten Heuschreckenplagen seit 70 Jahren. (Archivbild) - dpa

Die Plage war bislang schwer in den Griff zu bekommen. Zum einen hat es in Ostafrika 2019 und 2020 viel geregnet. Dies führte zu mehr Vegetation und somit mehr Futter für die Insekten. Zum anderen konnten sich die Heuschrecken weit ausbreiten: Als ausgewachsene Tiere können die Insekten mit günstigem Wind mehr als 130 Kilometer am Tag fliegend zurücklegen.

In Ländern wie Somalia ist die Bekämpfung der Heuschrecken wegen der Konflikte besonders schwer. Ausserdem hat die Corona-Krise den Kampf monatelang erschwert.

In diesem Jahr seien die Insekten weniger zahlreich und die Schwärme kleiner als im vergangenen Jahr. Das sagte Keith Cressman, Experte für Heuschrecken bei der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO). Das liegt unter anderem an den für die Heuschrecken weniger günstigen Wetterbedingungen: Die vergangenen Monate waren in Ostafrika deutlich trockener als die gleichen Monate im Vorjahr.

Schlechteres Wetter begünstigt die Verbreitung

Dies wird sich aber bald ändern, denn Ostafrika steht nun kurz vor einer langen Regenzeit. Für Bauern ist das die Zeit, in der sie ihre Felder bepflanzen. Das ist für die Heuschrecken sehr günstig, wie Mwangi erklärt.

Zum einen brauchen die Insekten demnach feuchte sandige Erde, um ihre Eier zu legen. Zum anderen würden dann die neu geschlüpften Heuschrecken junge Pflanzen als Futter auf den Feldern vorfinden. «Wir glauben, dass dieses Jahr ein grösseres Risiko für die Ernte besteht als im vergangenen Jahr», sagt Mwangi. Nicht nur in Kenia, sondern auch in Äthiopien.

äthiopien
Der kommende Regen wird die Heuschrecken-Plage beschleunigen. Bauern fürchten um ihre Lebensgrundlage. (Archivbild) - dpa-infocom GmbH

Humanitäre Helfer schlagen daher Alarm. «Wir sind sehr besorgt über die Lebensgrundlagen und die betroffenen Menschen», sagt Celia Breuer von der Welthungerhilfe in Kenia. Denn die Menschen in Ostafrika kämpfen mit mehreren Krisen: Viele seien bereits von der ersten Heuschrecken-Invasion betroffen gewesen, sagte Breuer. Zudem leiden die Bewohner demnach immer wieder unter extremen Wetterbedingungen sowie unter der Corona-Pandemie und den wirtschaftlichen Folgen.

Zwischen August und September 2020 hatten in Kenia ohnehin rund 1,8 Millionen Menschen nicht genug zu Essen. Dies zeigten die Zahlen zur Ermittlung der Nahrungsmittelunsicherheit weltweit. Für die Bewohner des Landes sei die kommende Regenzeit «ein zweischneidiges Schwert», sagte Breuer: Die Menschen bräuchten den Regen für ihre Ernte, doch zugleich würde der Regen die Heuschrecken-Plage befeuern.

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