Hilfsorganisation: Mehr als 260 Tote seit Putsch in Myanmar
Sieben Wochen nach dem Militärputsch wird die Zahl der Opfer bereits auf 260 geschätzt. Das Militär geht brutal gegen die Zivilbevölkerung vor.
Das Wichtigste in Kürze
- 2700 Menschen sollen in Myanmar seit dem Umsturz festgenommen worden sein.
- Die Angriffe des Militärs richten sich unter anderem gegen Politiker und Journalisten.
In Myanmar ist die Zahl der durch Militärgewalt getöteten Menschen auf mehr als 260 gestiegen. Dies schätzt die Gefangenenhilfsorganisation AAPP rund sieben Wochen nach dem Putsch der Generäle.
Fast 2700 seien seit dem Umsturz festgenommen worden, schrieb AAPP auf Twitter. Unter ihnen finden sich Politiker, Journalisten, Aktivisten und einfache Bürger. Auch am Dienstag gab es erneut in vielen Landesteilen Proteste gegen die Junta. Die Einsatzkräfte reagierten wie bereits seit Wochen mit Waffengewalt auf die Kundgebungen.
Ein Dutzend Tote in Mandalay
Allein in Mandalay im Norden des früheren Birma sollen seit Sonntag mehr als ein Dutzend Menschen erschossen worden sein. Dies berichtete eine Augenzeugin der Deutschen Presse-Agentur.
«Heute Morgen gegen 11 Uhr haben sie einen jungen Mann erschossen», erklärte sie. «Sie sind immer noch in unserer Gegend und bedrohen die Leute. Es gibt auch einige Verletzte.» Auch in der Küstenstadt Dawei im Süden sei am Dienstag ein Mann ums Leben gekommen, berichteten lokale Medien.
Militär putscht gegen Regierungschefin
Das Militär hatte Anfang Februar gegen die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige sitzt seither im Hausarrest und wird von der Justiz verschiedener Vergehen beschuldigt. Die Demonstranten fordern eine Wiedereinsetzung von Suu Kyis ziviler Regierung.
International wächst die Kritik am brutalen Vorgehen von Armee und Polizei. Der indonesische Präsident Joko Widodo hatte zuletzt die Regierungen der Region zu einem Gipfeltreffen der Vereinigung Südostasiatischer Staaten (Asean) aufgerufen. Ein Datum für die Beratungen gibt es aber noch nicht.
Am Montag verhängte die EU Sanktionen gegen Spitzenvertreter der Streitkräfte. Zu den von den Strafmassnahmen betroffenen Militärs zählt auch der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Min Aung Hlaing. Auch die USA belegten zwei weitere Mitglieder der Militärjunta mit Sanktionen.