In Algerien entflammen Proteste gegen den Präsidenten
Trotz eines Demonstrationsverbots gehen die Leute in Algerien auf die Strasse, um sich gegen die fünfte Kandidatur von Abdelaziz Bouteflika zu wehren.
Das Wichtigste in Kürze
- In Algerien kandidierte der amtierende Präsident Abdelaziz erneut für das Amt.
- Bei Protesten gegen ihn wurden bereits 41 Menschen festgenommen.
Bei den Protesten gegen die fünfte Kandidatur von Präsident Abdelaziz Bouteflika hat es in Algerien dutzende Festnahmen gegeben. Insgesamt 41 Menschen seien am Freitag wegen Verstosses gegen die öffentliche Ordnung und Vandalismus festgenommen worden, wie Behörden mitteilten.
Landesweit hatten sich an den Protesten nach Angaben aus Sicherheitskreisen rund 20'000 Menschen beteiligt. Trotz eines seit 2001 geltenden Demonstrationsverbots in der Hauptstadt Algier seien 5000 Menschen auf die Strasse gegangen. Den Angaben zufolge wurden allein dort 38 Menschen festgenommen.
Tränengas und Wurfgeschosse in Algerien
In Algier hatte es auch Zusammenstösse zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gegeben. Als die Menge versuchte, zum Präsidentenpalast vorzudringen, wurde sie von einem Polizeikordon und mit Tränengas zurückgedrängt.
Die Demonstranten schleuderten Steine und andere Wurfgeschosse auf die Sicherheitskräfte. Die überwiegend jungen Demonstranten rissen ein Porträt Bouteflikas von einer Häuserfassade und forderten auch den Rücktritt von Ministerpräsident Ahmed Ouyahia.
Kandidatur trotz gesundheitlicher Probleme
Der gebrechliche 81-jährigen Bouteflika hat sich seit einem Schlaganfall 2013 weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er will bei der Wahl am 18. April erneut kandidieren.
Zum fünften Mal in #Algerien will Abdülaziz Bouteflika die Führung übernehmen. Dagegen gibt es in vielen Städten im großem Umfang Proteste, insbesondere in der Hauptstadt.
— EHA News - Deutsch (@eha_deutsch) February 22, 2019
Lokale Quellen berichten, dass es im ganzen Land einen Internetausfall gibt. pic.twitter.com/Ob2zpSIYPp
Ouyahia versicherte, Bouteflikas Gesundheit sei «kein Hindernis» bei der Erfüllung seiner präsidialen Pflichten. Am Sonntag will Bouteflika zu «medizinischen Routine-Checks» in die Schweiz reisen.
Im autoritär geführten Maghreb-Staat gibt es trotz des Ölreichtums grosse soziale Probleme, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Korruption grassiert. Zwar kündigte Bouteflika Reformen an, als der Arabische Frühling 2011 die Region erschütterte. Menschenrechtsgruppen kritisieren aber weiterhin eine Unterdrückung von Opposition und Medien.