Frankreich empört über Haft für Autor Sansal in Algerien
Frankreich hat empört reagiert auf die Verurteilung des franko-algerischen Schriftstellers Boualem Sansal zu fünf Jahren Haft in Algerien.

Zahlreiche Politiker protestierten gegen die Inhaftierung des 80-Jährigen, und der ehemalige Premierminister Gabriel Attal sprach von Willkür und einer Justizparodie. Algerien nehme mit dem Urteil Frankreich ins Visier. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind im Moment sehr angespannt.
Das Pariser Aussenministerium forderte einen «schnellen, humanitären und würdigen Ausweg aus dieser Situation». Sansal ist Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2011 und wurde bei seiner Landung in Algier Mitte November festgenommen.
Verurteilt wurde der Schriftsteller wegen Handlungen gegen die nationale Einheit und Sicherheit. Er hatte in einem Interview die Ansicht vertreten, die marokkanischen Staatsgrenzen seien während der französischen Kolonialzeit zugunsten Algeriens verschoben worden. Die Beziehungen zwischen Algerien und Marokko sind auch wegen Gebietsansprüchen stark belastet.
Schicksalsfrage für bilaterale Beziehungen
Sansals Schicksal ist im Moment nur ein Streitpunkt zwischen Algier und Paris. Zunächst hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Algerien brüskiert, als er im vergangenen Sommer den seit Jahrzehnten umstrittenen Anspruch Marokkos auf die Westsahara anerkannte.
Die Westsahara war bis 1975 eine spanische Kolonie. Nach dem Abzug Spaniens annektierte Marokko mehrere Gebiete des Territoriums. Rabat kontrolliert seitdem weite Teile des dünn besiedelten, aber rohstoffreichen Wüstengebiets. Die Bewegung Frente Polisario strebt in der Westsahara nach einem unabhängigen Staat und wird dabei von Algerien unterstützt.
Einen Schlagabtausch gibt es auch um in Frankreich lebende algerische Influencer, die in den sozialen Medien zu Hass und Terror aufgerufen haben sollen. Und es kocht ein Streit darüber hoch, dass Algerien vielfach seine aus Frankreich ausgewiesenen Staatsbürger nicht zurücknimmt.