In Venezuela gab es ein Massaker in einer Gefangenensammelstelle
Die Gewalttat wirft ein Schlaglicht auf die katastrophalen Zustände in den Gefängnissen von Venezuela: Völlig überfüllt, zu wenig Essen und Waffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Auseinandersetzung in Acarigua sind mindestens 30 Häftlinge getötet worden.
- Die Häftlinge verfügten über Schusswaffen und Granaten.
- Sie lieferten sich heftige Kämpfe mit der Polizei.
Bei Kämpfen in einer Gefangenensammelstelle in Venezuela sind mindestens 30 Häftlinge ums Leben gekommen. Weitere 26 Menschen wurden bei der Auseinandersetzung in Acarigua im Bundesstaat Portuguesa verletzt. Darunter auch 19 Beamte, wie die Nichtregierungsorganisation Venezolanische Beobachtungsstelle für die Gefängnisse am Freitag mitteilte. Demnach verfügten die Häftlinge über Schusswaffen und Granaten und lieferten sich heftige Kämpfe mit der Polizei.
#Masacre en la cárcel de Campo Lindo en el Municipio Páez #Acarigua #Portuguesa por enfrentamientos con la #Policia Alrededor de 23 personas fallecidas extraoficialmente y más de 30 heridos. Hospital J.M. Casal Ramos colapsado #24May pic.twitter.com/ee4DqknOGC
— CronicasDesestresadas (@CDesestresadas) May 24, 2019
Nicht das erste Mal
«Wieder einmal ein Massaker in einer Gefangenensammelstelle der Polizei», sagte der Direktor der Beobachtungsstelle für Gefängnisse, Humberto Prado. «Wie lange müssen Gefangene noch sterben, für die der Staat Verantwortung trägt?»
Der Gefangenenmeuterei am Freitag ging wohl ein wochenlanger Konflikt zwischen den Häftlingen und der Verwaltung voraus. Offenbar durften die Gefangenen seit Ostern keinen Besuch mehr empfangen und erhielten deshalb auch immer weniger Lebensmittel. Zudem sollte ein Wortführer der Gefangenen in eine andere Haftanstalt verlegt werden.
Seit Donnerstag kam es zu Zusammenstössen zwischen der Polizei und den Gefangenen. Nachdem ein junger Häftling ums Leben kam, brach ein offener Kampf aus. Die ganze Nacht seien Schüsse und Explosionen zu hören gewesen, berichtete Beobachtungsstelle für die Gefängnisse.
Gefängnisse sind am Limit
In Venezuela sind viele Gefängnisse völlig überfüllt. Die Gefangenensammelstelle in Acarigua beherbergte zuletzt beispielsweise 540 Häftlinge. Dies obwohl sie nur auf 300 Insassen ausgelegt ist. Prado warf den Behörden vor, die Gefangenen zu lange in den Sammelstellen festzuhalten, statt sie in Gefängnisse zu verlegen.
Immer wieder kommt es in venezolanischen Haftanstalten zu blutigen Zusammenstössen. Im März vergangenen Jahres kamen bei Krawallen in der Gefangenensammelstelle der Polizei in Carabobo 68 Menschen ums Leben. 2017 wurden in einer Haftanstalt im Bundesstaat Amazonas 39 Menschen getötet.
Venezuela in tiefer Krise
Derzeit steckt Venezuela in einer tiefen wirtschaftlichen und politischen Krise. Staatschef Nicolás Maduro und der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó liefern sich seit Monaten einen erbitterten Machtkampf. Viele Menschen hungern, die medizinische Versorgung ist weitgehend zusammengebrochen. Menschenrechtsgruppen berichten immer wieder von schweren Gewalttaten durch die staatlichen Sicherheitskräfte.