Indien überschreitet Schwelle von 250.000 Corona-Toten
Durch eine neue Höchstzahl von Todesfällen innerhalb von 24 Stunden ist in in Indien am Mittwoch die Schwelle von 250.000 offiziell registrierten Corona-Toten überschritten worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Virusvariante B.1.617 inzwischen in mehr als 40 Ländern registriert.
Allerdings gehen Experten davon aus, dass die wahre Zahl der Todesfälle deutlich höher liegt. Vor allem in der Landbevölkerung scheint sich das Virus ungebremst auszubreiten. Weltweit wurde die als «besorgniserregend» geltende indische Virusvariante B.1.617 inzwischen in mehr als 40 Ländern registriert.
Nach Angaben des indischen Gesundheitsministeriums vom Mittwoch wurden 4205 neue Todesfälle registriert. Die Gesamtzahl der offiziell vermeldeten Covid-19-Toten stieg damit auf 254.197. Mit fast 350.000 Neuinfektionen stiegt die Zahl der insgesamt registrierten Infektionen auf 23,3 Millionen. Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern verzeichnet damit die zweithöchste Fallzahl hinter den USA.
Experten gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Infektions- und Todesfälle weitaus höher ist. Besonders in den ländlichen Gegenden, wo zwei Drittel der indischen Bevölkerung leben, scheint sich das Virus derzeit ungebremst auszubreiten. Es gebe mindestens «drei- oder viermal mehr Todesfälle» als offiziell gemeldet, sagte der unabhängige Gesundheitsforscher Anant Bhan der Nachrichtenagentur AFP.
Als Beispiel für die inkorrekten Zahlen führen Experten unter anderem den Bundesstaat Gujarat an: In Rajkot im Westen des Heimatstaates von Indiens Premierminister Narendra Modi gab es laut der Zählung des Gesundheitsministeriums in Neu Delhi zwischen dem 1. und 23. April 154 Covid-19-Todesfälle. Die örtlichen Gesundheitsbehörden dagegen sprechen von 723 Corona-Toten.
Indiens ohnehin schlecht ausgestattetes Gesundheitssystem ist wegen der stetig steigenden Zahl an Corona-Fällen völlig überlastet. In zahlreichen Krankenhäusern sind trotz internationaler Hilfe Betten, medizinischer Sauerstoff und Medikamente knapp. Seit geraumer Zeit sind zudem die Krematorien überlastet. Selbst auf Parkplätzen werden inzwischen Leichen verbrannt - oder aber sie werden einfach in Flüsse geworfen.
Nachdem dutzende Leichen mutmasslicher Covid-19-Todesopfer an die Ufer des Ganges gespült wurden, ist nun im Norden von Indien ein Netz durch den Fluss gespannt worden. Dies teilte der Minister für Wasserressourcen im Bundesstaat Bihar, Sanjay Kumar, am Mittwoch auf Twitter mit. Das Netz sei im Ganges an der Grenze von Bihar zum Bundesstaat Uttar Pradesh platziert worden. Es gebe zudem Kontrollen am Fluss.
Der Fund von mehr als 70 Leichen an den Ufern des Ganges in Bihar hatte die Befürchtungen verstärkt, dass das Coronavirus vielfach unbemerkt in den ländlichen Regionen Indiens wütet. Einheimische sagten der Nachrichtenagentur AFP, vermutlich seien die Toten wegen der wegen der Corona-Pandemie überfüllten Krematorien in den Fluss geworfen worden. Möglicherweise hätten sich die Hinterbliebenen auch das Holz für eine Bestattung nicht leisten können.
Die in Indien entdeckte Coronavirus-Variante B.1.617 ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als «besorgniserregend» eingestuft worden, da die Variante möglicherweise ansteckender und auch unempfindlicher gegen Antikörper ist. Laut aktuellen Angaben der UN-Organisation breitete sie sich inzwischen in mehr als 40 Ländern aus.
Die erstmals im Oktober in Indien aufgetretene Mutante sei in «44 Ländern in allen sechs WHO-Regionen» definitiv nachgewiesen worden, teilte die Organisation am Mittwoch mit. Zudem lägen Berichte über Nachweise aus fünf weiteren Ländern vor. Ausserhalb Indiens wurden demnach in Grossbritannien die meisten Infektionsfälle mit der Virus-Variante B.1.617 festgestellt.