Energie

Indischer Kohle-Milliardär fördert erneuerbare Energie

Dominik Neuhaus
Dominik Neuhaus

Indien,

Ein riesiges Kraftwerk in Indien soll dereinst sauberen Strom für 16 Millionen Haushalte liefern. Ironie: Dahinter steckt ein riesiger Kohlekonzern.

erneuerbare energie
Indien baut das grösste Kraftwerk der Welt. Es soll für 16 Millionen Haushalte Strom aus erneuerbarer Energie liefern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Indien wird derzeit das grösste Kraftwerk der Welt gebaut.
  • Künftig soll es 16 Millionen Haushalte mit sauberem Strom versorgen.
  • Hinter dem Projekt steht ironischerweise der grösste Kohleförderer des Landes.

Indien steht in den nächsten Jahrzehnten vor gewaltigen Herausforderungen. Das Land hat eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Sein Energiebedarf hat sich seit der Jahrtausendwende verdoppelt und dürfte weiter stark wachsen. Zudem werden noch 70 Prozent des im Inland erzeugten Stroms aus Kohle gewonnen.

Gleichzeitig hat Premierminister Narendra Modi dem Land im Jahr 2021 ambitionierte Klimaziele gesetzt. Bis 2070 soll Indien klimaneutral werden. Erneuerbare Energien sollen bis zum Ende des Jahrhunderts die Hälfte des Strombedarfs abdecken.

Kohlemilliardär investiert massiv

Um diese Ziele zu erreichen, setzt das Land auf ein neues Projekt: Das indische Energieunternehmen Adani Green Energy Limited (AGEL) baut das grösste Kraftwerk der Welt – den Khavda Renewable Energy Park. Wie CNN berichtet, soll er dereinst 16 Millionen indische Haushalte mit Strom aus erneuerbaren Energien beliefern. Damit könnte das Kraftwerk problemlos die ganze Schweiz versorgen.

Interessant ist, woher das Geld für das riesige Kraftwerk fliesst: AGEL gehört zur mächtigen Adani-Gruppe. Deren Gründer Gautam Adani ist einer der reichsten Menschen Asiens. Sein Vermögen wird auf umgerechnet über 70 Milliarden Franken geschätzt. Er ist zudem der Onkel von Sagar Adani, dem AGEL-Geschäftsführer.

Der Mischkonzern dominiert weite Teile der indischen Wirtschaft – von den Flughäfen über die Logistik bis zu den Medien. Aber er ist in Indien eben auch der grösste Kohleproduzent und -importeur. Gerade dieser Konzern investiert nun massiv in den Ausbau der erneuerbaren Energien, die die Kohle dereinst ablösen sollen.

Anlage fünfmal grösser als Paris

Die Megaanlage soll die fünffache Fläche der französischen Hauptstadt Paris umfassen und sogar aus dem Weltraum sichtbar sein. AGEL investiert für das Projekt umgerechnet knapp 18 Milliarden Franken.

Befürwortest du den Ausbau der erneuerbaren Energien?

Gebaut wird das Kraftwerk in einer unfruchtbaren Salzwüste im Bundesstaat Gujarat im Westen des Landes. Geschäftsführer Sagar Adani erklärt die Vorteile des Standorts gegenüber CNN: «Die Region ist so unbelastet – ohne Wildtiere, ohne Vegetation und ohne Besiedelung. Es gibt keine bessere Nutzung für dieses Land.»

Allerdings befindet sich der Park nur gut 20 Kilometer von der Grenze zu Pakistan entfernt. Angesichts der Spannungen zwischen den beiden Staaten liegt er damit in einer geopolitisch heiklen Lage.

Kommentare

User #3062 (nicht angemeldet)

Ich hoffe Mal, dass wir uns alle nichts vormachen, denn ohne Strom kann sich die Welt vergessen. Mir scheint die politische Haltung zu blauäugig, was die stabilen und ausreichenden erneuerbaren Stromquellen anbelangt. AKWs wären zumindest eine "sichere" und "dauerhafte" Quelle, bis es etwas Adäquates dazu gibt.

User #2799 (nicht angemeldet)

Wiso fördert der nicht sein eigenes Land, anstatt das die Schweiz Indien entwiklunggelder schickt. Schweinerei ist das, eben Fetterliwirtschaft von unseren Politiker

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Irena
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