Internet in Indien abgeschaltet: Eskalation der Gewalt
Nach Protesten und zunehmender Gewalt im Nordosten Indiens schaltet die Regierung das Internet ab.
Nach Protesten gegen die wieder aufflammende Gewalt zwischen verschiedenen Stammesgruppen im Nordosten Indiens hat die Regierung des Bundesstaats Manipur den Zugang zum Internet und zu mobilen Datendiensten vorübergehend gekappt. Die Massnahme sei eine Reaktion auf die angespannte Sicherheitslage, hiess es in einer Mitteilung der Regierung. Es bestehe «unmittelbare Gefahr für das Leben von Menschen».
Bei Zusammenstössen mit Sicherheitskräften in Manipurs Hauptstadt Imphal wurden nach Berichten des indischen Nachrichtenmagazins «Northeast Today» fast 60 Teilnehmer der Proteste verletzt. Bei dem Polizeieinsatz wurden auch Tränengasgranaten abgefeuert.
Polizei setzt Tränengasgranaten ein
Hintergrund der Proteste sind neue Auseinandersetzungen zwischen dem Meitei-Stamm und dem Kuki-Stamm. Die vorwiegend hinduistischen Meitei bilden die Mehrheit in dem an Myanmar grenzenden Bundesstaat, während die auch als Bergstämme geltenden Kuki wie auch die Naga vorwiegend christlich sind.
Wegen ihrer Klassifizierung als «registrierte Stammesgemeinschaften» kommen letztere in den Genuss bestimmter staatlicher Schutz- und Fördermassnahmen. In Manipur gab es schon in der Vergangenheit ethnische Gewalt. Zuletzt verschärften sich die Spannungen wieder.
Mit der Internetsperre will die Regierung nach eigenen Angaben verhindern, dass etwa Fehlinformationen und Hassreden über soziale Medien verbreitet werden. Die Sperre dauere zunächst bis zum Sonntag. In einigen Bezirken Manipurs besteht den Berichten zufolge zudem eine Ausgangssperre für die Bewohner.
Fehlinformation und Hassreden
In den vergangenen zehn Tagen wurden Berichten indischer Medien zufolge bei Angriffen bewaffneter Gruppen neun Menschen getötet und mehrere weitere verletzt. Dabei seien auch Drohnen und Raketen eingesetzt worden.
Angesichts der zunehmenden Gewalt gingen Hunderte von Studenten und andere Bewohner auf die Strasse, um zum Schutz der «territorialen und administrativen Integrität» des Staats aufzurufen. Auch forderten sie den Rücktritt des obersten Polizeibeamten des Bundesstaats und des zuständigen Sicherheitsberaters, denen sie Versagen bei dem Versuch vorwarfen, die Situation unter Kontrolle zu bringen.