Iran Deal von Stadler Rail: So entstand die Falschmeldung

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Iran,

Helle Aufregung zum Frühstück: Stadler Rail könne knapp 1000 U-Bahn-Wagen in den Iran liefern. Zum Znüni dann das Dementi von Stadler Rail selbst: Das sei eine «Ente». Die ehemalige Botschafterin im Iran, Livia Leu, erklärt, wie es zu diesem Missverständnis kam.

So kam es zur Falschmeldung.
So kam es zur Falschmeldung. - Irna

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Freitag wurde vermeldet, dass Stadler Rail einen Milliarden-Auftrag für den Iran ausführen darf.
  • Noch vor dem Mittag wurde diese Meldung dementiert.
  • Die ehemalige Botschafterin Livia Leu erklärt bei Nau, wie das Missverständnis zustande kam.

Die Schweizer Botschaft in Teheran teilte es freudig über Twitter mit. Das tönt schon einmal glaubwürdig. Und der vertwitterte Artikel, geschrieben von der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna, zeigte ein Bild mit einem grossen Plakat mit dem Titel: «960 Metro-Wagen für Linien in Teheran und Karadsch zwischen IDRO und Stadler». Stadler schnappt sich erneut einen Auftrag.

Das musste ja stimmen. Am Tisch sitzen nicht nur der Vertreter des Staatskonzerns IDRO und der Unterhändler von Stadler Rail, sondern auch der Schweizer Botschafter Markus Leitner und der iranische Vize-Minister für Industrie, Minen und Handel. Es stimmt aber nicht (Nau berichtete).

Absichtserklärung statt Vertrag

Livia Leu war bis 2013 Botschafterin im Iran und ist jetzt Leiterin des Leistungsbereiches Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen im SECO und Delegierte des Bundesrates für Handelsverträge. Gegenüber Nau erläutert sie, wie so ein Missverständnis entstehen konnte.

«Es handelt sich nicht um einen Vertrag, sondern um eine Absichtserklärung.» Stadler Rail ist also immerhin gut im Rennen, einfach noch nicht ganz am Ziel. Und das, «das ist in jedem Fall positiv – auch aus iranischer Sicht», sagt Iran-Kennerin Leu.

Freudiger Überschwang oder einfach Übersetzungsfehler?

Denn die Meldung der Agentur Irna sei wohl auch als Botschaft nach innen zu verstehen: «Im Iran sind sie froh, dass sie jetzt wieder aus dem Westen Güter importieren können.» Wird in der Freude schnell mal aus einer Absichtserklärung ein Vertrag?

«Eventuell war es auch ein Übersetzungsfehler im Text der iranischen Nachrichtenagentur.» Der von der Schweizer Botschaft vertwitterte Artikel ist die französische Übersetzung, im persischen Original stand eventuell ein anderer Ausdruck. Oder die Iraner haben einfach ganz, ganz fest Freude an ihren Metro-Wägeli. Nichts ist ausgeschlossen. In den Worten von Livia Leu: «Im Iran ist halt alles etwas speziell.»

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