Israel-General: Netanjahu hat keinen Plan für nach dem Krieg
Im Gazastreifen habe der zweite Krieg begonnen, so ein israelischer Reservegeneral. Dieser könne nicht militärisch gewonnen werden – die Politik sei gefordert.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit knapp sechs Monaten herrscht im Gazastreifen Krieg.
- Laut einem israelischen Reservegeneral müsse Netanjahu nun eine Entscheidung treffen.
- Denn noch ist offen, wie es im Gazastreifen nach dem Konflikt weiter geht.
Die Not der Palästinenserinnen und Palästinenser im Gazastreifen ist gross. Dementsprechend steht Israel vermehrt unter Druck, dem Krieg ein Ende zu bereiten. Doch wie das aussehen sollte, steht noch in den Sternen. Die israelische Regierung um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat offenbar keinen Plan für nach dem Krieg.
«Netanjahu muss nur eine Entscheidung treffen», sagt der israelische Reservegeneral Israel Ziv gegenüber dem «Spiegel». Denn: «Militärisch haben wir unsere Ziele fast erreicht», so der 67-Jährige. Jetzt sei die Politik gefordert.
Zweite Phase des Krieges
Die Armee habe bereits 20 Hamas-Bataillone zerstört – lediglich vier seien noch übrig. Die Verbleibenden können durch gezielte Angriffe noch zerstört werden. Jetzt habe eine zweite Phase des Krieges begonnen. «Doch dieser kann nicht nur mit dem Militär gewonnen werden», so Ziv.
Denn ein Krieg ziele immer auf eine Veränderung der Machtverhältnisse ab. Der Reservegeneral meint: «Dafür braucht es die Politik.» Doch dabei gebe es ein Problem: «Unsere Regierung fordert zwar, die Hamas zu zerstören – aber trifft keine Entscheidung, was danach kommen soll.»
Ziv sieht in der Entscheidung grosse Chancen für den israelischen Staat. So könnte etwa der palästinensischen Autonomiebehörde (PA), welche im Westjordanland regiert, die Kontrolle im Gazastreifen übergeben werden. Die könnte zur Stabilisierung der Region beitragen.
Ausserdem könnte die PA bei den Verhandlungen zur Freilassung der verschleppten Geiseln helfen. Denn momentan habe die Hamas kein Interesse daran, diese an Israel zu übergeben. «Militärischer Druck reicht nicht aus, um die Geiseln zu befreien», sagt Ziv zu dem «Spiegel».