Israel rügt EU-Botschafter für Kritik an Nationalitätsgesetz
Israel plant ein Gesetz, welches das Land als Nationalstaat der Juden definiert und andere Religionen diskriminiert. «Rassistisch» will man aber nicht sein.
Das Wichtigste in Kürze
- EU-Botschafter Emanuele Giaufret zum Gesetz: «Es riecht nach Rassismus.»
- Netanjahu will ihn dafür bestrafen.
- Er hat Angst, dass das Ansehen Israels beschädigt würde.
Israel will den EU-Botschafter Emanuele Giaufret für eine Rüge einbestellen, weil er nach Medienberichten rassistische Tendenzen in dem geplanten «Nationalitätsgesetz» kritisiert hat. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe das Aussenministerium angewiesen, Giaufret einzubestellen, teilte sein Büro am späten Donnerstagabend mit. Angaben zu den genauen Gründen machte das Büro nicht.
Giaufret soll Abgeordneten der Regierungspartei Likud gesagt haben, das Gesetz «riecht nach Rassismus» und könne das internationale Ansehen Israels beschädigen, wie israelische Medien berichteten. Israel distanziere sich mit dem Gesetz von den akzeptierten Normen einer Demokratie. Es sei besonders diskriminierend gegen arabische Israelis. Rund 20 Prozent der Israelis sind Araber.
Nationalstaat der Juden und eingeschränkte Religionsfreiheit – aber nicht «rassistisch» gemeint
Das so genannte «Nationalitätsgesetz» sieht unter anderem vor, dass Gemeinden und Städte Menschen aufgrund ihrer Religion ausschliessen können. Selbst Präsident Reuven Rivlin kritisierte den Paragrafen und warnte in einem Brief unter anderem an Netanjahu vor der Diskriminierung ganzer Gruppen, wie Medien berichteten.
Das Gesetz definiert Israel zudem als Nationalstaat des jüdischen Volkes. Arabisch wäre offiziell nicht mehr Amtssprache, nur noch Hebräisch. Das Gesetz soll in der kommenden Woche verabschiedet werden.
Netanjahu gegen EU und NGOs
Netanjahu sagte zu der Rüge des EU-Botschafters: «Nicht genug, dass die EU Nichtregierungsorganisationen finanziert, die darin bestrebt sind, den israelischen Staat zu untergraben, sowie illegale Bauten finanziert, sie greift nun auch in die israelische Gesetzgebung ein», zitierte ihn sein Büro.