Hamas-Chef Jihia Sinwar ist bei einem Einsatz der israelischen Armee getötet worden. Das hat Israels Aussenminister nun bestätigt.
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Israels Armee hat die Tötung des Hamas-Chefs bestätigt. - Adel Hana/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Israel hat bei einem Einsatz im Gazastreifen drei Terroristen getötet.
  • Nun ist klar: Einer von ihnen war Hamas-Chef Jihia Sinwar.
  • Er gilt als Drahtzieher des Massakers am 7. Oktober 2023.
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Bei einem Einsatz der israelischen Armee wurde Hamas-Chef Sinwar getötet. Das bestätigte Israels Aussenminister am Donnerstagabend. «Der Massenmörder Jihia al-Sinwar, der für das Massaker und die Gräueltaten des 7. Oktober verantwortlich ist, ist von israelischen Soldaten getötet worden», erklärte Israel Katz nach Angaben seines Sprechers. Auch die Streitkräfte bestätigten den Tod Sinwars am Mittwoch im südlichen Gazastreifen.

Zuvor kursierten bereits die Gerüchte, der Hamas-Chef sei bei einem Einsatz im Gazastreifen getötet worden. Insgesamt seien bei einer Operation in dem Küstenstreifen «drei Terroristen ausgeschaltet worden», teilte die Armee am Nachmittag mit. Man prüfe einen möglichen Tod des Hamas-Chefs.

Jihia al-Sinwar
Jihia al-Sinwar war der Anführer der Hamas. - keystone

Nun wurde die Identität von Sinwar bestätigt. Er gilt als Drahtzieher des Massakers am 7. Oktober 2023 und Auslöser des Gaza-Kriegs sowie der regionalen Eskalation.

Der drahtige, bärtige Mann galt als Planer und Drahtzieher des brutalen Überfalls auf Israel am 7. Oktober 2023. Terroristen der Hamas und anderer Organisationen im Gazastreifen hatten dabei mehr als 1'200 Menschen getötet und weitere 250 in den Gazastreifen verschleppt.

Das schlimmste Massaker an Juden seit dem Holocaust hatte den Gaza-Krieg ausgelöst, der in weiterer Folge die jüngste Eskalation in Nahost nach sich zog – zuletzt den israelischen Militäreinsatz gegen die Hisbollah im Libanon.

«Moralische Errungenschaft»

«Dies ist eine grosse militärische und moralische Errungenschaft für Israel und ein Sieg für die ganze freie Welt gegenüber der Achse des Bösen des radikalen Islam, die vom Iran angeführt wird», sagte Katz weiter laut seines Sprechers. Die Tötung Sinwars schaffe die Möglichkeit, die Geiseln sofort zu befreien. Zudem könne im Gazastreifen «eine neue Realität» ohne Hamas und iranischen Einfluss geschaffen werden.

Sinwar stand seit Beginn des Gaza-Kriegs ganz oben auf Israels Abschussliste. Vor ihm tötete Israel mehrere Spitzenvertreter der Hamas, unter ihnen Mohammed Deif, den Militärkommandeur der islamistischen Organisation. Israel zugeschrieben wird auch der Mordanschlag auf den politischen Führer der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. Sinwar, der bis dahin der Hamas-Chef im Gazastreifen gewesen war, übernahm daraufhin die gesamte Führung der Organisation.

Was kommt nach Sinwar?

Nach dem Tod des Hamas-Führers stellt sich die Frage, ob damit die Hamas besiegt ist. Beobachter halten das nicht für wahrscheinlich. Sinwars Bruder Mohammed spielt eine wichtige Rolle in der Militärstruktur der Hamas. Ob er die Nachfolge Deifs übernommen hat, ist unklar. Er könnte in die Fussstapfen seines Bruders treten.

Hinzu kommt, dass die Hamas unter dem Druck der mächtigen israelischen Invasion nicht mehr in klassische militärischen Formationen kämpft, sondern als Guerilla-Streitkraft, die in kleinen Zellen und dezentral operiert.

Rache an Geiseln?

Weiterhin völlig ungewiss ist das Schicksal von rund 100 Geiseln, die sich immer noch in der Gewalt der Hamas befinden. Die Bemühungen um ihre Freilassung dürften sich noch schwieriger gestalten, solange nicht klar ist, wer die Entscheidungen an der Spitze der Hamas trifft. Ausserdem könnten ihre Entführer wegen der Tötung von Sinwar Rache an ihnen üben, wie etliche der Geiselangehörigen befürchten.

Aber selbst ein Kollaps der Hamas, die bis zum Kriegsausbruch den Gazastreifen mit eiserner Hand regiert hatte, würde nicht unbedingt klare Verhältnisse schaffen.

Da Israel keine militärische Verwaltung des Küstengebiets anstrebt und auch sonst keine konkreten Vorstellungen für ein Gaza ohne Hamas zu haben scheint, droht ein gefährliches Machtvakuum. In diesem könnten sich Chaos und Anarchie ausbreiten.

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