Jamal Khashoggi und die fünf wichtigsten Fragen zum Fall

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Türkei,

Im rätselhaften Mord des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gibt viele offene Fragen. Hier die wichtigsten fünf.

Der saudische Journalist Jamal Khashoggi telefoniert während des Weltwirtschaftsforums in Davos.
Der saudische Journalist Jamal Khashoggi telefoniert während des Weltwirtschaftsforums in Davos. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Mordfall Khashoggi ist Vieles unklar.
  • Hier die wichtigsten fünf Fragen – und was wir sicher wissen.

Jamal Khashoggi war ein saudi-arabischer Journalist. Ab dem 2. Oktober 2018 galt er plötzlich als vermisst, nachdem er das saudi-arabische Konsulat in Istanbul betreten hatte. Seitdem wird auf der internationalen Bühne ein verworrenes Spiel gespielt, das einige Fragen aufwirft.

Was ist die Todesursache?

Mehr als zwei Wochen nach dem Verschwinden hatte Saudi-Arabien am Samstag den Tod des Journalisten Khashoggi eingeräumt. Zuvor hatte das Land tagelang abgestritten, Kenntnisse zum Tod zu haben. Und dann liess der Wüstenstaat verlauten, dass es bei einem Verhör zu einer Schlägerei gekommen sei, «die zu seinem Tod führte.»

Sicherheitskräfte stehen vor dem saudi-arabischen Konsulat. Die türkische Regierung wirft dem saudischen Regime vor, den regimekritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi bei seinem Besuch im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet zu haben.
Sicherheitskräfte stehen vor dem saudi-arabischen Konsulat. Die türkische Regierung wirft dem saudischen Regime vor, den regimekritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi bei seinem Besuch im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet zu haben. - dpa

An der Erklärung hegen diverse Parteien Zweifel, etwa ein Sprecher der britischen Regierung. UNO-Generalsekrär António Guterres forderte als Reaktion eine gründliche und transparente Untersuchung der Todesumstände. US-Präsident Donald Trump sagte am Samstag, er sei unzufrieden mit den Antworten aus Riad.

Wo ist die Leiche?

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat angekündet, die ganze Wahrheit ans Licht zu bringen. Um viele offenen Fragen zu klären, müsse aber zuerst die Leiche des Journalisten gefunden werden.

Am 16. Oktober wurde das saudische Konsulat untersucht, was nach aktuellem Kenntnisstand zu keinem Ergebnis führte. Ein hochrangiger Regierungsmitarbeiter Saudi-Arabiens sagte, dass die Leiche in einem Teppich aus dem Konsulat geschafft wurde. Danach wurde die Suche in der Türkei auf ein Waldstück ausgeweitet, da die Ermittler den Verdacht hegten, dass ein Auto des Konsulats in den Wald fuhr. Doch auch diese Spur führte bis jetzt zu keinem Ergebnis.

Die Führung Saudi-Arabiens weiss nach den Worten ihres Aussenministers Adel al-Dschubair derzeit nichts über den Verbleib der Leiche.

Wer sind die festgenommenen Personen?

Dafür wurden in Saudi-Arabien 18 Personen festgenommen. Nur, um wen handelt es sich dabei? Die türkischen Ermittler konzentrieren sich laut Medienberichten auf ein «Mordkommando», das aus 15 Saudi-Arabern bestehen soll.

In diesem Wald nahe Istanbul wurde nach dem Journalisten gesucht.
In diesem Wald nahe Istanbul wurde nach dem Journalisten gesucht. - keystone

Mutmasslich sollen diese extra nach Istanbul gereist sein, um den regierungskritischen Journalisten zu töten. Danach sollen die 15 Männer wieder zurück nach Saudi-Arabien geflogen sein.

Zu der Festnahme kommt, dass Vize-Geheimdienstchef Ahmad al-Assiri sowie der königliche Medienberater Saud al-Kahtani von ihrem Amt enthoben wurden.

Welche Rollte spielt Saudi-Arabien?

Zwei Berater werden entlassen, der Tod von Khashoggi wird erst nach erheblichem Druck eingeräumt, der Journalist soll bei einer Schlägerei gestorben sein – Saudi-Arabien steht in der Kritik. Zusätzlich hatte ein Kritiker der saudischen Regierung behauptet, sein Telefon würde abgehört. Er hatte Kontakt mit Khashoggi.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman. Mehr als zwei Wochen lang hatte Saudi-Arabien dementiert, nun gibt die Regierung dem immensen internationalen Druck nach: Journalist Khashoggi sei im Konsulat in Istanbul getötet worden, räumt Riad ein.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman. Mehr als zwei Wochen lang hatte Saudi-Arabien dementiert, nun gibt die Regierung dem immensen internationalen Druck nach: Journalist Khashoggi sei im Konsulat in Istanbul getötet worden, räumt Riad ein. - dpa

Einige Stimmen vermuten, das gar der Kronprinz Mohammed bin Salman hinter dem mutmasslichen Mord stehen könnte. Er ist bekannt für seinen harten Führungsstil und sein repressives Vorgehen gegen Regierungskritiker. Der Idee zur Folge waren die beiden Entlassenen nur Bauernopfer.

Welches sind die Konsequenzen?

Zahlreiche westliche Unternehmen haben als Reaktion auf die bescheidene Kommunikation und Glaubwürdigkeit Saudi-Arabiens ihre Teilnahme an einem Wirtschaftsgipfel Ende Oktober abgesagt.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, vorerst alle Waffenlieferungen nach Saudiarabien zu stoppen. US-Präsident Trump drohte mit «sehr schwerwiegenden Konsequenzen», sollte Saudi-Arabien für den Tod des Journalisten verantwortlich sein.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten hat einen saudischen Diplomaten auf heute Montag aufgeboten, um eine «sofortige, gründliche und transparente Untersuchung der Todesumstände» zu fordern. Ob Bundesrat Ueli Maurer, der nächstes Jahr das Amt des Bundespräsidenten inne haben wird, Saudi-Arabien wie vorgesehen einen Besuch abstatten wird, ist noch offen

Und was ist sicher?

Wirklich sicher ist lediglich, dass Regierungskritiker Khashoggi in der Türkei war, und das saudi-arabische Konsulat besuchte. Ansonsten fehlt bei Vielem Klarheit. Selbst der Tod lässt sich ohne Leiche nicht zweifelsfrei bestätigen. Khashoggi hinterlässt eine Verlobte.

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