Japans Premier besichtigt vor Wasser-Verklappung Atomruine Fukushima
In Japan soll aufbereitetes Kühlwasser von Fukushimas Reaktoren ins Meer geleitet werden. Dabei können nicht alle radioaktiven Isotope herausgefiltert werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Japans Regierungschef plant, das aufbereitete Kühlwasser von Fukushima ins Meer zu leiten.
- Fischereiverbände und Bürgerinitiativen sind gegen das Unterfangen.
- Eine Entscheidung soll es spätestens im September geben.
Japans Regierungschef Fumio Kishida befindet sich auf einem Kurzbesuch der Atomruine Fukushima. Dort will er die Fischereiverbände von der Sicherheit der geplanten Einleitung aufbereiteten Kühlwassers ins Meer überzeugen. Die Einleitung sei ein langfristig angelegtes Unterfangen. «Es ist notwendig, sich kontinuierlich und genau damit zu befassen», sagte Kishida am Sonntag japanischen Medien.
Am Montag wollte er sich in Tokio mit dem Vorsitzenden der Nationalen Vereinigung der Fischerverbände (Zengyoren) treffen. Dabei wollte er für Verständnis für das Vorhaben werben. Auf die Frage, wann die Wassereinleitung beginnen soll, wurde Kishida mit den Worten zitiert: «Ich muss mich zu diesem Zeitpunkt zurückhalten.»
Entscheidung soll im September feststehen
Laut japanischen Medienberichten will Kishida am Dienstag mit den zuständigen Ministern seines Kabinetts zusammenkommen. Gemeinsam soll dann über den Zeitpunkt des Beginns der Verklappung des aufbereiteten Kühlwassers entschieden werden. Die Entscheidung wird bis Anfang September erwartet.
Im AKW Fukushima Daiichi war es 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zur Kernschmelze gekommen. Die Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das in Tanks gelagert wird. Weil der Platz ausgeht, soll das Wasser über einen kilometerlangen Pazifiktunnel ins Meer geleitet werden. Die Entsorgung der 1,3 Millionen Tonnen soll 30 Jahre dauern.
Wasser ist bei Verklappung noch radioaktiv belastet
Vor der Verklappung wird das Wasser behandelt. Das Filtersystem kann allerdings das radioaktive Isotop Tritium nicht herausfiltern. Der Betreiberkonzern Tepco will das Wasser daher so verdünnen, dass die Tritiumkonzentration auf rund 1500 Becquerel pro Liter sinkt. Das entspräche weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm.
Vor zwei Jahren hatte die Regierung den Freisetzungsplan angekündigt. Dieser trifft seitdem auf heftigen Widerstand japanischer Fischereiorganisationen. Sie befürchten, dass der Ruf ihrer Erzeugnisse weiter beschädigt wird. Die Fischereien versuchen sich seit dem Super-Gau geschäftlich zu erholen.
Ausser bei den heimischen Fischern stösst das Vorhaben der Regierung auch in Nachbarländern wie China auf grosse Bedenken. Vor dem Rückflug von einem Gipfeltreffen mit den USA und Südkorea sagte Kishida japanischen Reportern: «Ich glaube, wir haben die letzte Phase erreicht. Die Regierung sollte jetzt eine Entscheidung auf der Grundlage umfassender Überlegungen treffen».