Keine Schoko-Weihnacht wie sonst

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Elfenbeinküste,

Corona hat das Geschäft mit Schokolade gehörig vermasselt. Wenn das Leben eingeschränkt ist, wird weniger geschenkt und verkauft. Jetzt gehen in den wichtigsten Kakao-Ländern auch noch die Preise hoch.

In einer Chocolaterie liegen handgefertigte Pralinen. (Symbolbild). Foto: Patrick Pleul/zb/dpa
In einer Chocolaterie liegen handgefertigte Pralinen. (Symbolbild). Foto: Patrick Pleul/zb/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Kasten feine Pralinen zum Fest, ein Edel-Weihnachtsmann aus der Schokoladenmanufaktur in der Adventszeit: Bislang war das in vielen Familien eine Selbstverständlichkeit.

Aber in diesem Jahr?

Wegen Corona sind die kleinen Spezialitätenläden vielerorts geschlossen, die Produktion wurde zurückgefahren. Und nun haben die grössten Produzentenländer Ghana und Elfenbeinküste auch noch die Kakaopreise erhöht. Müssen Schoko-Fans den Gürtel enger schnallen?

Die gute Nachricht: Zumindest die industrielle Weihnachtsproduktion ist längst gelaufen. Schon im Sommer werden die Saisonartikel für die Advents- und Weihnachtszeit hergestellt, so dass der höhere Kakaopreis in Ghana und Elfenbeinküste darauf keine Auswirkungen hat. Ob Schokoladenliebhaber allerdings dieselbe Auswahl haben wie früher, ist eine andere Frage.

«Corona und der Lockdown haben eine starke Bremsspur im Schokoladen-Geschäft hinterlassen», sagt der Direktor des schweizerischen Schokoladenverbandes Chocosuisse, Urs Furrer, der Deutschen Presse-Agentur. Der Umsatz sank in der Schweiz im zweiten Quartal um 21 Prozent. Ähnlich war es in Deutschland, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Süsswarenindustrie (BDSI), Torben Erbrath. «Als Kanäle sind etwa der Süsswarenfachhandel, das Geschäft an Bahnhöfen und mit Touristen eingebrochen.» Auch in Kaufhäusern laufe es nicht mehr wie früher: «Das Einkaufsverhalten hat sich geändert. Die Menschen bleiben nicht mehr so lange an den Verkaufsständen, sie stöbern und probieren nicht mehr.»

Die Hersteller mussten die Produktion also anpassen. Die Schweizer machen etwa die Erfahrung, dass ganz normale Milchschokolade sich besser verkauft als raffinierte Pralinen. «Weniger soziale Kontakte heisst weniger Geschenke, also läuft eher das, was man für den Eigenkonsum kauft», sagt Furrer. Hohlkörperprodukte - das ist der Fachausdruck für Weihnachtsmänner - spielten in der Schweiz seit jeher ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Hersteller in Deutschland sehen die kommenden Monate nach Verbandsumfragen skeptisch, sagt Erbrath.

Bleibt die Frage, ob die Schokoladenpreise bald steigen. Gut 60 Prozent der Kakaobohnen weltweit kommen aus Westafrika, vor allem aus der Elfenbeinküste und Ghana. Die Länder produzieren zusammen fast drei Millionen Tonnen Kakao. Sie haben die garantierten Mindestpreise für die Kakao-Farmer um 21 Prozent auf umgerechnet rund 1,50 Euro pro Kilo heraufgesetzt. Living Income Differential (LID) heisst die Prämie, die den Bauern ein besseres Auskommen ermöglichen soll.

Der neue Garantiepreis sei zwar ein Fortschritt, meint Moussa Koné, Präsident einer landwirtschaftlichen Genossenschaft in der Elfenbeinküste. «Aber in Wirklichkeit ist er unzureichend, um sich positiv bei den Kakaopflanzern auszuwirken.» Der Preis müsste noch 50 Prozent höher liegen, meint er. Zu den Kleinbauern in Ghana gehört Emmanuel Felixo. Der 41-Jährige beackert seit sechs Jahren seine 3,5 Hektar grosse Pflanzung in der Volta-Region. «Vergangenes Jahr habe ich drei Säcke Kakaobohnen geerntet», sagt er, und fügt stolz hinzu: «Ich denke, das ist erst der Anfang.»

Wenn Bauern wegen der höheren Garantiepreise nun ihre Produktion ausbauen oder mehr Bauern in den Kakaoanbau gehen, sieht Erbrath Probleme. «Eine Überproduktion wäre kontraproduktiv», um die Lage der Bauern nachhaltig zu verbessern, sagt er. Denn dann könnte der Preis am Weltmarkt sogar zurückgehen. «Ziel muss nicht es sein, mehr Kakao anzupflanzen, sondern auf geringerer Fläche grössere Erträge mit Kakao und anderem, etwa Maniok und Bananen, zu erzielen», sagt er.

Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé, zu dem etwa die Schokoladenmarke Cailler gehört, habe die LID-Prämie als eines der ersten Unternehmen in diesem Jahr schon gezahlt, sagt die Sprecherin Juliette Montavon: «Wir unterstützen alle Bemühungen der Regierungen von Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana, den Lebensstandard der Kakaobauern zu verbessern.» Nestlé habe auch ein eigenes Projekt «Cocoa Plan», mit dem das Leben der Bauern und ihrer Gemeinschaften verbessert werden soll.

Der Schokohersteller Lindt & Sprüngli, der alle Konsumkakaobohnen in Ghana kauft, setzt «auf nachhaltige Intensivierung des Kakaoanbaus, die Schaffung zusätzlicher Einkommensmöglichkeiten, die Stabilisierung des Einkommens sowie die Unterstützung der Gemeinden», sagt Sprecherin Vicky Kummer. Steigende Rohstoffpreise würden möglichst durch Effizienzoptimierung ausgeglichen. «LID wird jedoch Auswirkungen auf alle Schokoladenhersteller haben und Preiserhöhungen könnten möglich sein», sagt sie.

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