Kolumbien verlässt Union südamerikanischer Staaten
Den Rückzug verknüpfte Kolumbien mit scharfer Kritik an der Union im Umgang mit der Krise in Venezuela.
Das Wichtigste in Kürze
- Kolumbien will sich aus der Union südamerikanischer Staaten (Unasur) zurückziehen.
- Schuld daran ist der Umgang mit der Organisation mit der Venezuela-Krise.
Kolumbien hat seinen Rückzug aus der Union südamerikanischer Staaten (Unasur) angekündigt und die Entscheidung mit scharfer Kritik an der Organisation im Umgang mit der Krise in Venezuela verknüpft. Der Verbund 14 südamerikanischer Staaten sei der «grösste Komplize der Diktatur Venezuelas» gewesen, sagte Kolumbiens neuer Präsident Iván Duque am Montag (Ortszeit). Bogotá habe bereits den Prozess eingeleitet und werde Unasur binnen sechs Monaten verlassen.
Der rechtsgerichtete Duque ist erst seit Anfang August Präsident Kolumbiens. Er warf Unasur vor, nie die Missstände in Venezuela angeprangert oder die «Freiheiten» der Venezolaner gewährleistet zu haben. Duque versicherte, weiterhin den Multilateralismus in der Region unterstützen zu wollen. Kolumbien beherbergt nach offiziellen Angaben 870'000 Venezolaner mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung.
Chile und Spanien zeigten sich derweil bereit, Venezuela in der Krise zu unterstützen. Chiles Präsident Sebastián Piñera rief den spanischen Regierungschef Pedro Sánchez bei dessen Besuch in Santiago de Chile auf, eine zentrale Rolle bei der Konfliktlösung zu spielen. Sánchez versicherte, Spanien werde die Situation in Venezuela «aktiv begleiten».
Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen. Die Opposition macht Präsident Nicolás Maduro für die Wirtschaftskrise verantwortlich und wirft ihm vor, die Demokratie in Venezuela auszuhebeln. Maduro fährt einen scharfen Kurs gegen Oppositionelle und nahm in den vergangenen Wochen dutzende Regierungskritiker fest.
Nach UN-Angaben haben von den inzwischen 2,3 Millionen im Ausland lebenden Venezolanern mehr als 1,6 Millionen ihre Heimat seit 2015 verlassen. Von ihnen suchten 90 Prozent Zuflucht in der Region. Allein in Peru halten sich nach Behördenangaben mehr als 400'000 Venezolaner auf; zwei Jahre zuvor waren es nur etwa 6600.
97 Venezolaner kehrten am Montag in einem von ihrer Regierung geschickten Flugzeug aus Peru zurück. Unter ihnen waren 22 Kinder und vier schwangere Frauen, wie einer der Heimkehrer, Miguel Materano, der Nachrichtenagentur AFP sagte. Er selbst habe sich wegen der «schlechten Situation hier in Peru und der Fremdenfeindlichkeit» für die Rückkehr entschieden.