Kreml spricht von «wenigen Menschen» bei Nawalny-Protesten
Über 40'000 Menschen sind am Samstag allein in Moskau für Kreml-Kritiker Alexej Nawalny auf die Strasse gegangen. Der Kreml aber spricht von «wenigen Menschen».
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern Samstag protestierten tausende Anhänger von Kreml-Kritiker Nawalny in Russland.
- Der Kreml behauptet allerdings, es seien nur wenige Menschen auf die Strasse gegangen.
- Kremlsprecher Peskow kritisiert ausserdem die US-Botschaft für ihre Einmischung.
Einen Tag nach den Massenprotesten von Anhängern des Kremlkritikers Alexej Nawalny in ganz Russland hat der Kreml von wenigen Menschen auf den Strassen gesprochen. «Jetzt werden viele sagen, dass viele Menschen zu den nicht genehmigten Aktionen gegangen sind», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem russischen Staatsfernsehen.
«Nein, es sind wenige Menschen hingegangen. Viele Menschen stimmen für Putin», sagte Peskow in der Sendung «Moskau.Kreml.Putin», die am Sonntagabend ausgestrahlt werden sollte.
Peskow kritisierte zudem die US-Botschaft in Moskau, die im Vorfeld der Proteste eine Liste mit Demo-Treffpunkten und Uhrzeiten veröffentlicht hatte. Das sei «eine direkte Unterstützung des Gesetzbruchs», sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin.
Russen beschweren sich über US-Einmischung
Zuvor hatte sich bereits das russische Aussenministerium beschwert, dass Washington sich unter dem Deckmantel der Sorge um die Sicherheit von US-Bürgern im Ausland in innerrussische Angelegenheiten einmische. Die neue US-Regierung wiederum verurteilte die «harschen Methoden» der russischen Sicherheitskräfte im Umgang mit Demonstranten und Journalisten.
In einer beispiellosen Protestwelle hatten am Samstag nach Angaben der Organisatoren Zehntausende Menschen in mehr als 100 russischen Städten für die Freilassung des Oppositionsführers Nawalny demonstriert. Allein in der Hauptstadt Moskau sollen es demnach 40'000 Demonstranten gewesen sein. Die Polizei veröffentlichte deutlich niedrigere Zahlen.
Nawalny, der im August Opfer eines Giftanschlags geworden war, wurde vor einer Woche direkt nach seiner Rückkehr in Moskau zunächst für 30 Tage inhaftiert. Der 44-Jährige soll gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstossen haben, während er sich in Deutschland von dem Attentat erholte. Ihm drohen in Russland mehrere Strafverfahren und viele Jahre Gefängnis.