Kritik an Hongkong als Umschlagplatz für Schmuggel mit Wildtieren
Hongkong sei laut Tierschützern ein wichtiger Umschlagplatz für illegale Geschäfte mit Wildtieren und tierischen Produkten.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Naturschützer ist Hongkong ein wichtiger Ort für illegale Geschäfte mit Tieren.
- Verglichen mit seiner kleinen Grösse spiele das Land eine unverhältnismässige Rolle.
Hongkong ist nach Ansicht von Naturschützern ein wichtiger Umschlagplatz bei illegalen Geschäften mit Wildtieren und tierischen Produkten. Verglichen mit seiner geringen Grösse spiele die chinesische Sonderverwaltungszone hier eine «unverhältnismässige» Rolle.
Das stellte die Hongkonger Wildlife Trade Working Group, ein Zusammenschluss örtlicher Naturschützer, heute Montag in einer Untersuchung fest. Im zurückliegenden Jahrzehnt sei ein Fünftel des weltweit beschlagnahmten Elfenbeins in Hongkong entdeckt worden sowie die Hälfte aller beschlagnahmten Schuppentiere.
Forscher untersuchten für die Naturschützer knapp 380 Funde von tierischem Schmuggelgut, die zwischen Januar 2013 und Dezember 2017 von Behörden gemeldet, vor Gericht verhandelt oder in Medienberichten und von Nichtregierungsorganisationen genannt wurden.
Hohe Dunkelziffer
Die entdeckten Teile entsprächen 3000 getöteten Elefanten, 65'000 getöteten Schuppentieren und 51 toten Nashörnern. Der tatsächliche Umfang des illegalen Tierschmuggels sei aber vermutlich fünf bis zehn Mal höher als die Zahl der Beschlagnahmungen, erklärten die Wissenschaftler.
Die kriminellen Banden treiben ihren Handel mit Wildtieren über Hongkong auf verschiedenen Wegen: Der Bericht verweist beispielsweise auf Schmuggler, die bis zu 30 Kilogramm Elfenbein in ihre Kleidung einnähen und per Linienflugzeug in der Millionenmetropole eintreffen. Schmuggelbeute ist demnach aber auch in Frachtschiffen versteckt, die den Hafen von Hongkong ansteuern.
Boten statt Hintermänner verurteilt
Die Naturschützer forderten ein stärkeres Vorgehen gegen Wilderei. Schmuggel mit Tieren und verbotenen Produkten gelte in Hongkong nicht als «organisiertes und ernstes Verbrechen», sagte eine der Autoren des Berichts, Rechtsprofessorin Amanda Witfort von der Universität in Hongkong. Die wenigen Schmuggler, die gefasst würden, müssten selten mit harten Strafen rechnen.
Dem Bericht zufolge wurden in den vergangenen fünf Jahren Strafen verhängt, die von gemeinnütziger Arbeit bis zu acht Monaten Gefängnis und Geldstrafen zwischen 1500 und 180'000 Hongkong-Dollar (190 und 20'800 Franken) reichen. Die Strafen blieben damit weit unter dem Höchstmass. Verurteilt würden zudem häufig unbedeutende Boten, während die Hintermänner davonkämen.