Lindt & Sprüngli: Kinder arbeiten in Ghana für Schweizer Konzern
Lindt & Sprüngli profitiert gemäss einem neuen Bericht von eigentlich verbotener Kinderarbeit in Afrika. Das Vorgehen der Schokoherstellers sorgt für Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Lieferkette des Schoggiherstellers Lindt gibt es mehrere Fälle von Kinderarbeit.
- Die Kinder müssen wegen ihres Einsatzes auf Kakaoplantagen auf die Schule verzichten.
- Lindt soll seine Lieferkette nur «unzureichend» überwachen, so der Vorwurf.
Hat die Schokolade von Lindt & Sprüngli einen bitteren Beigeschmack? Der Schweizer Hersteller sieht sich nämlich mit schweren Vorwürfen konfrontiert.
Wie ein Bericht in der SRF-Sendung «Rundschau» zeigt, soll es in der Lieferkette mehrere Fälle von verbotener Kinderarbeit geben. Konkret bezieht sich der Bericht auf die Plantagen rund um die Stadt Tepa im westafrikanischen Staat Ghana.
SRF berichtet von einem Sechs- und einem Achtjährigen, die Kakaoschoten schleppen müssen. Ein Fünfjähriger wanke gar unter dem schweren Kakao, den er tragen muss.
Emmanuel Alale, Lehrer an der Grundschule in Kokofu, sagt dem Sender: «Einige Eltern verlangen von den Kindern, dass sie dem Unterricht fernbleiben und ihnen auf der Farm helfen.» Das Problem: Wenn sie immer wieder in der Schule fehlen, schneiden sie dann schlechter ab als die anderen Kinder.
Eltern brauchen Kinder als Arbeitskräfte
Oft sind die Eltern bei der Bewirtschaftung des Landes auf ihren Nachwuchs angewiesen. Das sagt unter anderem Kakaobäuerin Lucy Ajubie: «Ich kann keine Farmarbeiter anstellen, ich muss mich auf die Kinder verlassen.»
Das Leben als Kakaobauer oder -bäuerin sei hart. Ajubie sagt: «Ich habe kein Geld und muss mich verschulden.» Sie könne wegen der fehlenden Arbeitskräfte nicht ihre ganze Farm jäten, was wiederum zu einer schlechten Ernte führt. «Es ist ein Teufelskreis», so ihr Fazit.
Was Lindt & Sprüngli angeht, wird insbesondere der Vorwurf laut, zu wenig Kontrollen durchzuführen. Der ghanaische Journalist Kwetey Nartey spricht von einer «unzureichenden Überwachung». Die 87 aufgedeckten Fälle bei 8491 Kontrollbesuchen im Jahr 2021 seien «lächerlich wenig». Dagegen hat der weltweit führende Schokoladen-Konzern Barry Callebaut im letzten Berichtsjahr 53'839 Fälle registriert.
Lindt & Sprüngli rechtfertigt sich
Lindt & Sprüngli verteidigt sich gegen die Vorwürfe und sagt: Die systemischen Faktoren, die zu Kinderarbeit führen, seien schwierig zu beeinflussen. Mit einem sogenannten «Farming Program» will der Schokohersteller das Risiko der Kinderarbeit eindämmen. Dessen Umsetzung werde «kontinuierlich begleitet und überwacht», heisst es.
Zur geringen Zahl der aufgedeckten Fälle sagt Lindt: «Die Methoden zur Erfassung von Kinderarbeit unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Schokoladenherstellern. Entsprechend divergieren die Zahlen.»
Die Kinderarbeit in der Schokoladenbranche ist kein spezifisches Problem von Lindt & Sprüngli. Immer wieder geraten Hersteller oder die gesamte Branche deswegen in die Kritik.