Madagaskar setzt im Kampf gegen Corona auf Naturheilmittel statt auf Impfungen
Madagaskars Präsident Andry Rajoelina setzt im Kampf gegen die Corona-Pandemie statt auf Impfstoffe lieber auf Naturheilmittel, die auf der Insel im Indischen Ozean hergestellt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Präsident Rajoelina will sich auch nach hunderten Todesfällen nicht impfen lassen.
«Ich bin noch nicht geimpft und ich habe nicht vor, mich impfen zu lassen», sagte Rajoelina am Samstagabend in einer Fernsehansprache. Mit einem einheimischen Heiltee, der aus Artemisia-Pflanzen gewonnen werde, wolle er sich selbst und seine Familie schützen.
Die madagassische Regierung hatte im vergangenen Jahr einen Kräutertrunk auf Basis von Beifuss präsentiert, der angeblich vorbeugend und heilend gegen das Coronavirus wirken soll. An der Wirksamkeit des Gebräus namens «Covid Organics» bestehen jedoch erhebliche Zweifel, eine Heilkraft wurde durch keinerlei wissenschaftliche Studie belegt. Es kann auch in Kapseln verabreicht werden.
Rajoelina sagte, er persönlich und sein Staat seien «nicht gegen Impfungen». Vorerst würden aber zunächst die Auswirkungen von Impfungen beobachtet, die «zu viele Nebenwirkungen» hervorriefen. Der Präsident hatte im Oktober bei der Besichtigung eines Unternehmens angekündigt, die «ganze Welt» solle im Kampf gegen die Corona-Pandemie von den Kräuter-Kapseln aus Madagaskar profitieren.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte die Regierung für ihre Haltung. Während andere Länder auf von der Weltgesundheitsorganisation WHO zugelassene Impfstoffe setzten, empfehle die madagassische Regierung eine von ihr als «Zauber-Heilmittel» beworbene Behandlung auf Pflanzenbasis. Damit werde der Bevölkerung eine angemessene medizinische Versorgung vorenthalten.
Rajoelina räumte ein, dass sich in Madagaskar eine zweite Corona-Welle breitmacht, die auf die Auswirkungen der südafrikanischen Corona-Mutante zurückzuführen sei. Im Februar wurden knapp 2500 Infektionen und 45 Todesfälle registriert. Diese Zahlen seien jedoch «nicht beunruhigend», sagte der Präsident. Innerhalb eines Jahres wurden in Madagaskar mehr als 22.000 Corona-Infektionen und 340 Todesfälle festgestellt.