Maori-Schädel kehrt nach Neuseeland zurück
Vor 110 Jahren ersteigerte ein Kölner Museum einen Maori-Schädel. Das antike Stück kehrt jetzt zurück in seine Heimat. Solche Rückgaben sind ein heikles Thema.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Maori-Schädel wird von Köln nach Neuseeland versandt.
- Dort wird seine Identität geprüft.
- Danach gelangt er zurück zum Maori-Stamm, dem er einst gehörte.
Über 100 Jahre war er in westlichem Besitz. Jetzt kehrt ein mumifizierter Maori-Schädel, der in einem Völkerkunde-Museum in Köln ausgestellt war, nach Neuseeland zurück. Er ist ein Überbleibsel der Kolonialzeit.
Die Übergabe ist Teil eines seit 15 Jahren laufenden Programms zur Rückgabe menschlicher Überreste an die indigene Bevölkerung. Nach Angaben der Stadt befand sich der tätowierte Schädel bislang im Rautenstrauch-Joest-Museum für Kulturen der Welt, einem ehemaligen Völkerkundemuseum. Willy Foy, der erste Direktor des Museums, hatte den Schädel 1908 von einem Londoner Händler gekauft.
Schädel wird zur Familie zurückkehren
Wer der Mensch einmal war, ist nicht bekannt. «Es ist das grosse Ziel, dies dann vor Ort herauszufinden und den Schädel zu identifizieren», sagte Judith Glaser vom Rautenstrauch-Joest-Museum. Im Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa in der Hauptstadt Wellington komme der Schädel zunächst in einen «Raum der Stille und Würde», bis seine Nachfahren herausgefunden werden könnten. Dann werde er an den Stamm zurückgegeben. Ob er dort bestattet oder verwahrt werde, bleibe dem Stamm überlassen.
Indigenes Eigentum ist heisses Thema
Die Rückgabe des Maori-Schädels wird wie ein Fest gefeiert, dabei ist die Sache an sich ein heikles Thema. In vielen ethnologischen Museen in Europa – vor allem in Deutschland – wird indigenes Eigentum wegen seiner Deutungshoheit nicht mehr ausgestellt. Meist sind es Relikte aus kolonialen Zeiten. Dadurch, dass immer mehr indigene Völker ihre Selbsterstimmung erlangen, fordern sie die Gegenstände zurück. Sie betrachten sie als ihr geistiges Erbe.
Im Falle des Maori-Schädels lässt sich dessen Wert für die Maori noch nicht abschätzen, weil die Identität des Kopfs nicht bekannt ist.