Marokko soll laut Spanien Westsahara übernehmen
Marokko hält nach wie vor an seinem annektierten Teil der Westsahara fest. Spanien spricht sich für eine Anerkennung des Annexionsgebiets als marokkanisch aus.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Konflikt um die Westsahara spricht sich Spaniens Ministerpräsident für Marokko aus.
- Solche Beschlüsse müssten laut einem Politologen aber vom Parlament gefasst werden.
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez spricht sich dafür aus, die Westsahara als Teil Marokkos anzuerkennen. Obschon diese Haltung umstritten ist, stellt sie einen Erfolg für Marokko im Konflikt um die Westsahara dar.
Innerhalb und ausserhalb Spaniens stiess Sánchez damit auf Kritik. «Eigentlich müssten solche Beschlüsse vom Parlament gefasst werden», zitiert «GMX» den Politologen Werner Ruf.
Marokko hält an Westsahara fest
Die ehemalige spanische Kolonie wurde nach dem Tod von Diktator Francisco Franco 1975 im Abkommen von Madrid aufgeteilt. Dies war laut Ruf bereits völkerrechtswidrig: «Ein ehemaliges Kolonialgebiet müsste eigentlich durch eine Volksabstimmung über seine Zukunft entscheiden dürfen. Das haben auch Gerichte wie der Europäische Gerichtshof bestätigt.»

Ein Teil des Gebiets ging an Mauretanien, ein grösserer an Marokko, was die Polisario-Front auf den Plan rief. Die militärisch-politische Organisation besiegte Mauretanien und erwirkte 1991 einen Waffenstillstand mit Marokko. Seither ist die Westsahara in einen «freien» und einen «marokkanischen» Teil gespalten.
Zu besagter Volksabstimmung kam es nie. Stattdessen legte Marokko einen «Autonomieplan» für die Westsahara vor, welcher ebenfalls nicht umgesetzt wurde. Die Polisario-Front kämpft weiterhin für die Unabhängigkeit der Demokratisch Arabischen Republik Sahara (DARS).
EU von Marokko abhängig
Marokko ist ein grosser Produzent von Düngemittel und Solarenergie. «Länder wie Spanien und Deutschland haben grosses Interesse an einer guten Zusammenarbeit mit Marokko», so Ruf.
Ein weiteres Druckmittel Marokkos seien Flüchtlingsströme aus Subsahara-Afrika in Richtung Norden. Ruf sagt dazu: «Wenn Marokko seine Grenzen öffnet, kommen sie in die EU. Das ist ein Druckmittel, das Marokko gezielt gegen die EU einsetzt.»