In Afghanistan hat ein Massengrab in der südlichen Provinz Kandahar das Licht auf mögliche Kriegsverbrechen unter der ehemaligen Regierung geworfen. Wie der Taliban-Sprecher Bilal Karimi der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag mitteilte, hätten Anwohner beim Graben eines Brunnens die Überreste von 16 Menschen gefunden. Die Provinzbehörde in Kandahar bestätigte diese Aussage. Das Grab ist laut Behörden acht oder neun Jahre alt.
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Afghanistan ist eines der am stärksten verminten Länder weltweit - AFP/Archiv

Die Taliban, die seit August 2021 wieder an der Macht in dem Land sind, führen das Grab auf Tötungen durch General Abdul Raziq zurück. Raziq fungierte unter der alten Regierung als Chef der Nationalen Polizei. Menschenrechtsorganisationen, darunter die Vereinten Nationen, warfen ihm in der Vergangenheit Folter, Verschleppung und aussergerichtliche Tötungen vor.

Weitere Ermittlungen zu dem Massengrab fänden derzeit statt. Auch der Uno-Sonderberichtserstatter Richard Bennett meldete sich zu Wort und hofft nach eigenen Angaben auf forensische Untersuchungen. Anwohner der zentralen Provinz Uruzgan forderten im afghanischen Sender Tolo News die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen der letzten 40 Jahre. «Wir wollen Gerechtigkeit», sagte etwa der Bruder eines Opfers. Auch die Organisation Human Rights Watch rief dazu auf, das Massengrab gründlich zu untersuchen.

Auch den derzeit regierenden Taliban werden immer wieder schwere Verstösse gegen Menschenrechte vorgeworfen. Vor allem ihre massive Beschneidung der Rechte von Frauen zieht immer wieder Kritik innerhalb und ausserhalb Afghanistans auf sich.

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